Wien - Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) ist wegen ihrer Informationspolitik zur drohenden Atomkatastrophe in Japan in die Kritik geraten. Hinter vorgehaltener Hand äußerten Beobachter große Verwunderung über das Schweigen der Behörde, die ihr Chef, der Japaner Yukiya Amano, noch vor zwei Tagen als "Weltzentrum für nukleare Zusammenarbeit" bezeichnet hatte. Der österreichische Umweltminister Nikolaus Berlakovich hatte am Sonntag in der Pressestunde offen Kritik geübt und erklärt, es werde ein Nachspiel haben, dass sich die IAEO hinsichtlich Japans so lange bedeckt gehalten habe.

Amano kündigte für Montagabend eine Pressekonferenz an. Am Samstagabend hatte er über die Videoplattform Youtube im Internet ein knapp viereinhalbminütiges Statement abgegeben.

Nur auf japanische Angaben berufen

Die IAEO hat im Verlauf der vergangenen Tage mehrere Erklärungen über die Lage in Japan veröffentlicht und sich dabei stets auf japanische Angaben berufen. Die Organisation ist bei der Bewertung der Lage auf Informationen angewiesen, die ihr die japanischen Behörden zur Verfügung stellen, und kann nicht von sich aus aktiv werden. Auch Untersuchungen an Ort und Stelle müssen auf Einladung Tokios erfolgen.

Amano erklärte in seinem ersten Videostatement, die IAEO habe Japan technische Unterstützung angeboten. (DER STANDARD-Printausgabe, 15.3.2011)