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Zehntausende Portugiesen sind mit dem Sparkurs der Regierung und der hohen Arbeitslosigkeit massiv unzufrieden.

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Lissabon/Madrid - Zehntausende Portugiesen haben am Samstag gegen Arbeitslosigkeit und schlechte Lebensbedingungen protestiert. Eine Initiative von jungen Arbeitslosen hatte über das Internet zu Kundgebungen in insgesamt elf Städten des Landes aufgerufen. In Lissabon und in der Hafenmetropole Porto nahmen mehr Menschen an den Demonstrationen teil, als die Veranstalter selbst erwartet hatten.

In Lissabon waren nach Angaben der Veranstalter 200.000 Portugiesen dem Aufruf zu einer Kundgebung im Zentrum der Hauptstadt gefolgt. In Porto im Norden des Landes sollen 80.000 Demonstranten durch die Straßen gezogen sein. Die Polizei bestätigte die Zahlen nicht, nannte aber auch keine eigenen Teilnehmerzahlen.

Die Kundgebungen richteten sich gegen eine "ungerechte Verteilung des Reichtums" in Portugal und gegen die schlechten Zukunftsaussichten für junge Leute. Portugal ist das ärmste Land in Westeuropa. Die sozialistische Regierung von Ministerpräsident José Sócrates hatte erst am Freitag neue Sparmaßnahmen zur Sanierung der Staatsfinanzen angekündigt.

Eine neuerliche Verschärfung des Sparkurses zeichnet sich auch in Spanien ab. Nur wenige Stunden nach Ende des EU-Gipfels, bei dem sich die Staats- und Regierungschefs auf die Eckpunkte ihres Pakts für mehr Wettbewerb und eine Aufstockung des Euro-Rettungsschirms verständigt hatten, kündigte Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero 55 Schritte zur Budgetsanierung und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes an. Die Vorschläge sollen beim nächsten EU-Gipfel am 24. und 25. März erläutert werden. "Es wird neue Initiativen zur Nachhaltigkeit der Finanzen geben", erklärte Zapatero.

Die 17 Eurostaaten hatten auf ihrem Gipfel in Brüssel einen "Pakt für den Euro" beschlossen. Die Länder sollen sich besser koordinieren. Die Ziele der Selbstverpflichtung sollen aber in nationalen Gesetzen umgesetzt werden. Die EU-Kommission überprüft Fortschritte, Sanktionen sind aber nicht vorgesehen. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 14.3.2011)