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Japans wirtschaftliche Entwicklung gab schon vor der Katastrophe keinen Anlass zum Jubeln - nun dürfte die Situation noch schwieriger werden.

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Tokio - Die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Japan hat nicht nur großes menschliches Leid verursacht, sondern sie hat auch schwere Auswirkungen auf die ohnehin geschwächte Wirtschaft des 128-Millionen-Einwohner-Landes. Da die Katastrophe zu Produktionsausfällen bei den Autobauern Toyota und Nissan und anderen Unternehmen führte, droht der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt nun der Rückfall in die Rezession. Auch der durch das Beben ausgelöste Atomunfall noch unbekannten Ausmaßes und die Abschaltung von zahlreichen Atomkraftwerken schaden der hoch industrialisierten Wirtschaft. Die Folgen von Evakuierungen und möglicher radioaktiver Verseuchung sind noch gar nicht abzusehen.

Der ohnehin enorme Schuldenberg des ostasiatischen Landes wird wegen der notwendigen Investitionen in den Wiederaufbau weiter wachsen. Bei der Börsenöffnung am Montag fürchten Experten einen Absturz des Nikkei-225 unter die 10.000-Punkte-Marke. Die japanische Notenbank hat bis Sonntag mit Sonderhilfen für 13 Finanzinstitute fast 500 Mio. Euro in den Markt gepumpt. Am Montag will die Zentralbank den Markt mit zusätzlicher Liquidität versorgen.

Die Bank of Japan (BoJ) erklärte, sie wolle "ihr Äußerstes tun, um die Stabilität der Finanzmärkte zu gewährleisten". Notenbank-Gouverneur Masaaki Shirakawa kündigte eine massive Geldspritze an. Die Erwartungen bewegen sich zwischen zwei und drei Billionen Yen. Die Möglichkeiten der Notenbank an der Zinsfront sind eingeschränkt: Die Zinsen liegen mit 0,1 Prozent bereits de facto bei Null.

Börsen betroffen

Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan hat laut einem Agenturbericht von Jiji angekündigt, die Regierung wolle Spekulationen an den Finanzmärkten verhindern. Vor Öffnung der japanischen Börsen am Montag gibt es Befürchtungen über die Auswirkungen der Naturkatastrophe. Durch die Produktionsausfälle droht Japan eine Rezession, also das Schrumpfen der Wirtschaft in mindestens zwei Quartalen in Folge. Nach drei Quartalen des Wachstums war die Wirtschaft schon im letzten Quartal 2010 leicht geschrumpft.

In vielen Werken der großen japanische Konzerne steht die Produktion still. Zahlreiche Fabriken wurden beschädigt. Auch durch die Evakuierungen rund um die beschädigten Atomkraftwerke sowie die Stromausfälle sind Werke lahmgelegt worden. In den nächsten Tagen wird der Strom in Japan rationiert werden.

Die konservative Opposition, die bisher alle Ausgaben der Mitte-Links-Regierung nach Möglichkeit blockierte, hat schon signalisiert, dass sie Staatshilfen für das Katastrophengebiet mittragen werde. Die Regierung von Ministerpräsident Naoto Kan muss dann aber damit fertig werden, dass der Schuldenberg weiter wächst. Schon jetzt liegt die Gesamtverschuldung bei rund 225 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Stahlwerk eingestellt

Beim Stahlkonzern Nippon Steel Corp. wurde der Betrieb im Stahlwerk in Kamaishi in der Präfektur Iwate eingestellt. Das Werk wurde durch den Tsunami beschädigt. Die Unternehmen Toyo Tire & Rubber Co. und Sumitomo Rubber Industries Ltd. haben den Betrieb in ihren Fabriken in der Präfektur Fukushima gestoppt. Die GS Yuasa Corp hat die Produktion von Autobatterien in ihrem Werk in der Präfektur Gunma eingestellt.

Die Elektro- und Elektronikkonzerne Mitsubishi Electric Corp. und NEC Corp. haben angekündigt, ihre Werke noch genau auf Schäden zu überprüfen. Davon wird abhängig sein, ob am Montag der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Beim Elektronikriesen Sony Corp wurde in sechs Werken in den betroffenen Gebieten der Betrieb stillgelegt. Eine der Fabriken wurde überflutet, die anderen fünf haben nach Unternehmensangaben keine größeren Schäden erlitten.

Beim Autobauer Honda wurde ein 43-jähriger Mitarbeiter im Forschungszentrum in der Präfektur Tochigi getötet, als eine Mauer in der Kantine einstürzte. Vier der Honda-Werke und Japan und ein Forschungszentrum bleiben am Montag geschlossen. Beim Autokonzern Nissan Motor Co wurde die Produktion in allen vier Autowerken in Japan gestoppt, auch in den schwer betroffenen Präfekturen Tochigi und Fukushima. Kleinere Feuer sind in zwei Fabriken ausgebrochen.

Beim weltgrößten Autoproduzenten Toyota Motor Co wurde die Produktion in zwei Werken eingestellt, die zusammen jährlich 420.000 Kleinwägen vorwiegend für den Export produzieren. Toyota teilte am Samstag mit, die Produktion aller zwölf in Japan produzierenden Werke werde am Montag ruhen. Damit werde auf die Sicherheit der Beschäftigten Rücksicht genommen. Über die Wiederaufnahme der Fertigung sei noch nicht entschieden worden. (APA/Reuters)