Eine radioaktive Kontamination von Lebensmitteln ist in Österreich durch den Atomstörfall in Japan laut dem heimischen Gesundheitsministerium nicht zu befürchten. Japan gilt als klassisches Importland, das jährlich Waren im Wert von 67 Milliarden Dollar (48,6 Mrd. Euro) einführt.

Eine nennenswerte Statistik für Exporte gibt es hingegen nicht, erklärten die Ministeriums-Experten Pamela Rendi-Wagner und Ulrich Herzog. Nachfolgend die Antworten des Gesundheitsressorts zu den wichtigsten Fragen rund um Nahrungsmittelsicherheit:

Wie gelangen Produkte aus Japan nach Österreich?

In der Regel gibt es keine Direktimporte, Waren erreichen zunächst Europa und werden von dort weitertransportiert. Sie gelangen in der Regel über große Häfen wie Amsterdam, Rotterdam und Hamburg in den EU-Raum. Direktimporte nach Österreich sind nur über die Flughäfen Wien-Schwechat und Linz möglich. Dorthin werden in der Regel aber keine Lebensmittel gebracht, sondern höchsten Lebendtiere wie Zierfische. Dass Nahrungsmittel direkt nach Österreich geliefert werden, ist unwahrscheinlich.

Was wird importiert?

Nach Österreich kommen lediglich kleine Spezialimporte wie getrocknete Pilze sowie Früchte, und davon nur geringe Mengen. Da der Import so gut wie immer per Schiff erfolgt und Tage dauert, sind alle Produkte, die jetzt in Österreich erhältlich sind, unverseucht. Japan hat selbst einen sehr hohen Fischverbrauch, daher gibt es auch in diesem Sektor große Importe gegenüber geringen Exporten.

Welche Möglichkeiten gibt es, den Import von verstrahlten Lebensmitteln zu verhindern?

Europa hat hier die Möglichkeit, Schutzklauseln zu erlassen. Diese werden als Sofortmaßnahme direkt von der EU beschlossen und sind dann in allen Mitgliedsstaaten gültig. Möglich sind hier zum Beispiel umfassende Kontrollen, solche gibt es zum Beispiel seit dem Unglück in Tschernobyl bei Pilzen aus der Ukraine: Jede Lieferung wird seit 25 Jahren zu 100 Prozent überprüft. Die Sofortmaßnahme kann für eine bestimmte Zeit ausgesprochen werden, im Anschluss daran beraten die Mitgliedsstaaten im ständigen Ausschuss und können dabei langfristige Schritte beschließen. Ulrich Herzog: "Die Beurteilung der EU ist auf hohem Niveau und sehr vorausschauend. Da kann jeder beruhigt sein. Ich glaube, dass Europa aufgrund von Tschernobyl viel Erfahrung mit verseuchten Lebensmitteln hat."

Was wird derzeit unternommen?

Derzeit wird die Lage beobachtet. Ulrich Herzog: "Man muss jetzt abwarten, was passiert. Das wird den Risiken und der Gefahr entsprechend angepasst." Nach dem selben Muster, wie man die Situation in Japan punkto Lebensmittelsicherheit beurteilt, wird man mit der Situation umgehen, sollte Radioaktivität in andere Staaten bzw. in das Meer gelangen. Fragen, die sich dann stellen: Was wird von den betroffenen Ländern in die EU und nach Österreich exportiert? Und wie werden die Tiere im Meer beeinträchtigt? Ulrich Herzog: "Es ist ja nicht so, dass die Fische nur im Pazifik bleiben."

Wie sieht die Versorgung mit Kaliumjodid-Tabletten aus?

Österreich verfügt über sechs Millionen Packungen (Firma Lannacher) mit je zehn Stück und einer Dosierung von 65 Milligramm. An Kinder, Schulen, Internate, ärztliche Hausapotheken und Spitäler wurde das Medikament bereits verteilt. 400.000 Packungen hat der Bund in Reserve, darauf hat auch das Außenministerium zugriff. Die Tabletten sollen nicht einfach so eingenommen werden, da dies gesundheitsgefährdend sein kann. Eine Indikation wegen des Störfalls in Japan gilt als unwahrscheinlich. (APA)