Ken 1972.

Foto: Barbiemedia

Wien - Ken Carson zu sein kann nicht leicht sein. Zwei Jahre und zwei Tage nachdem der US-amerikanische Spielzeughersteller Mattel mit Barbie das erfolgreichste Spielzeugpüppchen des 20. Jahrhunderts auf den Markt gebrachte hatte, lernte die steife Blondine bei den Dreharbeiten für einen Werbespot Ken kennen. Laut Barbie-Geschichtsschreibung war das am 11. März 1961, heute vor 50 Jahren.

Und es hat gar nicht gut begonnen. Zwar entsprach der propere Jüngling der herrschenden Moral. Der vielleicht erste Metrosexuelle war immer brav gescheitelt, sportlich, hündisch höflich und nach der neuesten Spießermode gekleidet. Doch kaum aufgetaucht, litt er schon an Haarausfall, und seine eingeschränkte Mobilität - nur ein beweglicher Arm, der Kopf nur horizontal wendbar - gaben Rätsel auf, wie tief die Beziehung zu Barbie reichen konnte.

Doch trotz Frankenstein'scher Eleganz war Ken ein Erfolg beim Publikum. Über 40 verschiedene Rollen und Jobs hat der sprunghafte Stiffo übernommen: Ken war Bond, James Bond, arbeitete als Stylist, Pilot oder Unternehmer. Selbst gesellschaftliche Veränderungen widerspiegeln sich in seiner Biografie: Während der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960ern tauchte sein schwarzer Freund Brad auf; und auch Kens Hülle passte sich chamäleonartig den Zeiten an.

Es gab eine Vollbart-Version, in den 1970ern Inkarnationen mit Koteletten und längeren Haaren, krasse Mode in den 1980ern bis hin zu Torheiten in den 1990ern, als Ken - voll schwul - einen Magic Earring verpasst bekam, was ihn im lavendelfarbenen Outfit einschlägigen Projektionen preisgab.

Dem rund 30 Zentimeter großen Gute-Laune-Zombie ging das alles an der leeren Hose vorbei. Nicht einmal eine Sugar-Daddy-Version für erwachsene Sammler konnte seinem Lächeln etwas anhaben.

Doch trotz Sonnyboy-Naturells, das ihm im Laufe der Jahre von ein paar zusätzlichen Gelenken erleichtert wurde, sollte sich Barbie von ihrem Langzeitbegleiter trennen. 2004 war das, natürlich in aller Freundschaft. Der kolportierte Grund: Ken weigere sich, Barbie zu heiraten.

Nach einem Raunen in der globalen Fangemeinde haben sich die beiden natürlich in Hollywood Lebenden ein Herz gefasst und sind wieder zusammengekommen. Zuletzt winkte Ken neben Barbie aus dem Animationsfilm "Toy Story 3" - lieb und grinsend, 50 Jahre lang ein nettes Lulu. Es muss hart sein, Ken zu sein. (Karl Fluch / DER STANDARD, Printausgabe, 11.3.2011)