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Foto: Reuters/Asmaa Waguih

Ein traditioneller dunkelroter Hut und eine leise Stimme sind seine Markenzeichen. Mustafa Abdul Jalil, der Vorsitzende des libyschen Übergangsrates, ist kein Mann, der sich ins Scheinwerferlicht drängt. Er war einfach da, als sich die Ereignisse zu Beginn des libyschen Aufstandes überschlugen, und hat versucht, etwas Ordnung in die zusammengebrochenen Staatsstrukturen zu bringen.

Der bisherige Justizminister war einer der Ersten, die dem Gaddafi-Regime den Rücken gekehrt hatten. Nach den ersten Schüssen auf die Demonstranten in Bengasi solidarisierte er sich mit der Pro-Demokratie-Bewegung. Bereits in den letzten Jahren hatte er mehrmals den Rücktritt eingereicht. Sein Eintreten für die Menschenrechte hat ihm über die Landesgrenzen hinaus Respekt verschafft.

Abdul Jalil stammt aus der ostlibyschen Stadt al-Bayda. Der 59-jährige hat seine juristischen Studien mit Auszeichnung abgeschlossen. Danach arbeitete er zuerst in der Staatsanwaltschaft, und seit 1978 war er als Richter an verschiedenen Gerichtshöfen in mehreren Teilen des Landes tätig. 2007 wurde er dann zum Justizminister ernannt.

"Er ist bescheiden, sehr respektiert, nicht korrupt. Er ist religiös, betrachtet Religion aber als etwas Persönliches, ein Richter und kein Politiker und für den Übergang genau der Richtige" , lautet die Wertung eines Exil-Libyers, der in den letzten Jahren persönlich mit Abdul Jalil zu tun hatte.

Dieser hatte gewagt, Oberst Muammar al-Gaddafi zu kritisieren, hatte mit Menschenrechtsorganisationen zusammengearbeitet und auch vor dem Volkskongress, dem libyschen Parlament, starke Worte nicht gescheut. Mehrmals kritisierte er die Praxis von willkürlichen Verhaftungen und Gefängnisstrafen ohne Prozess. Er erklärte öffentlich, dass er als Justizminister keine Untersuchung gegen Offiziere der Staatssicherheit einleiten könne, weil diese Immunität genießen würden. Diese Haltung trug ihm sogar Lob von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ein.

Jetzt ist Abdul Jalil zum Gesicht der Rebellen geworden. Der libysche Übergangsrat will keine Regierung sein, sondern nur ein Koordinationsorgan für die verschiedenen Räte in den befreiten Gebieten. In einer Mitteilung betont er, dass sein Sitz nur vorläufig in Bengasi sei. Damit soll ein Zeichen gegen Spaltung und für ein vereintes Libyen gesetzt werden.  (Astrid Frefel/DER STANDARD, Printausgabe, 10.3.2011)