Der Engelsberger Marmor ist unter anderem im Wiener Stephansdom zum Einsatz gekommen.

Foto: Österreich Werbung/Popp G.

Gesamtgehzeit 3¾ Stunden, Höhendifferenz 400 Meter.

Gaststätten in Winzendorf.

ÖK 25V, Blatt 5201-West (Berndorf), Maßstab 1:25.000; Freytag & Berndt Atlas Wiener Hausberge, Maßstab 1:50.000.

Grafik: DER STANDARD

Ein Steinbruch als Wanderziel? Das klingt etwas verwunderlich, ist es aber nicht. Zumindest was die ehemalige Marmor-Abbaustelle bei Winzendorf in den Fischauer Bergen betrifft. Die roten, von weißen Adern durchzogenen glatten Wände bilden eine eindrucksvolle Kulisse für ein kleines Plateau, von dessen Rand sich eine beeindruckende Sicht über einen erheblichen Teil des Wiener Beckens, zum Wechselgebiet, zur Rosalia und zum Leithagebirge bietet. Dieser Marmor-Steinbruch ist als Geotop unter Schutz gestellt, was allerdings die Kletterer nicht hindert, an den Überhängen ihre Künste zu erproben. Wobei ihnen nicht selten ein paar Gämsen zuschauen.

Im Jahre 1689 begann der Wiener Neustädter Steinmetzmeister Paul Klimpfinger mit der Verwertung des roten Gesteins, das sich bald großer Beliebtheit erfreute. Zwischen 1860 und 1901 wurde der Abbau in großem Ausmaß betrieben, dann wieder im Zweiten Weltkrieg. Selbst die sowjetische Besatzungsmacht nützte nach 1945 den schönen Fels. Arbeiten aus Marmor vom Engelsberg finden sich etwa im Wiener Stephansdom, im Dom von Wiener Neustadt, im alten Wiener Südbahnhof, im Grazer Hauptbahnhof und im Kunsthistorischen Museum. Selbst beim Bau des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg fand das Gestein aus dem südlichen Niederösterreich Verwendung.

Der Marmor-Steinbruch ist aber nur ein Höhepunkt bei dieser Wanderung in den Fischauer Bergen. Die Aussicht vom Größenberg, dem höchsten Punkt auf der Runde, ist ebenfalls beeindruckend. Die Hohe Wand präsentiert sich in voller Größe und Schönheit, zu sehen sind auch Schneeberg, Sonnwendstein und ein Teil des Wechselgebiets. Das "Gipfelkreuz" befindet sich unter der Kuppe auf einer kleinen Felskanzel, damit man es aus dem Tal besser sehen kann.

Die Eisensteinhöhle, eine weitere Attraktion, ist um diese Jahreszeit nicht zugänglich. Bereits im zeitigen Frühjahr erfreut sich der Wanderer auf dieser wenig anstrengenden Tour an vielen blühenden Küchenschellen.

Die Route: Von der Haltestelle Brunn an der Schneebergbahn bei Bad Fischau wandert man auf der roten Markierung in etwa einer halben Stunde zur Eisensteinhöhle. Man quert den Hang nach Westen und erreicht eine gelbe Markierung, die nach rechts in einen Sattel führt. Dort wechselt man auf Rot und steigt - vorbei am "Gipfelkreuz" - zum höchsten Punkt des Größenbergs auf. Gehzeit ab Eisensteinhöhle eine Stunde. Auf der roten Markierung geht es nach Südwesten hinab, dann wechselt man auf den blau bezeichneten Weg zum Marmor-Steinbruch Engelsberg. Ab Größenberg eine Dreiviertelstunde.

Am westlichen Ende des kleinen Plateaus beginnt ein beschilderter, aber nicht markierter Steig, auf dem man in einer halben Stunde nach Winzendorf absteigt. Über die Winzerstraße - hie und da grün - geht es weiter, bei der Trasse der Hochquellenleitung schwenkt man auf einen Feldweg und erreicht den Ausgangspunkt. Gehzeit ab Winzendorf eine Stunde. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/05.03.2011)