Bild nicht mehr verfügbar.

361.759 Menschen waren im Februar ohne Job.

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Wien - Der Arbeitsmarkt setzt seine Erholung fort, aber diese kommt nicht bei allen an. Während im Februar die Zahl der jobsuchenden Langzeitarbeitslosen und der Lehrlinge deutlich sank, gab es bei den Frauen einen kleinen Zuwachs.

Insgesamt ging die Arbeitslosigkeit im Vormonat um 6,6 Prozent auf eine Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent zurück. 292.258 Personen waren arbeitslos gemeldet, dazu kamen 69.501 Menschen in Schulung. Somit waren im Februar insgesamt 361.759 Menschen ohne Arbeit. Ihnen standen 31.652 offene Stellen gegenüber, ein Zuwachs von 20,7 Prozent, teilte das Sozialministerium mit.

Bei den Männern sank die Arbeitslosigkeit im Februar um 10,2 Prozent, bei den Frauen stieg sie um 0,5 Prozent. Die Zahl der suchenden Inländer ging um 7,7 Prozent zurück, bei den Ausländern wurde ein Minus von 1,9 Prozent verzeichnet. In der Altersgruppe über 50 waren um 1,8 Prozent weniger Personen auf Jobsuche als noch vor einem Jahr. Bei den behinderten Menschen sank der Wert um 0,9 Prozent. Die durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit reduzierte sich um fünf Tage auf 91 Tage. Die Zahl der Lehrstellensuchenden gab um 9,5 Prozent nach, gleichzeitig gab es beim Lehrstellenangebot ein Plus von 5,1 Prozent.

Gesundheitsbereich mit kräftigem Anstieg der Arbeitslosen

Im Bundesländervergleich gab es signifikante Schwankungen. Während in Vorarlberg um 19,4 Prozent weniger Personen auf der Suche nach Arbeit waren, gab es in Wien einen Anstieg um 7,6 Prozent. Allerdings hat Wien auch die Schulungsmaßnahmen drastisch zurückgefahren (minus 26,4 Prozent). In Salzburg hingegen gab es ein Plus von 1,6 Prozent. Personen in Schulung werden nicht als Arbeitslose gezählt. In Wien gab es auch den deutlichsten Anstieg bei der Zahl der offenen Lehrstellen (plus 26,4 Prozent). Ganz anders sah dies im Tourismusland Tirol aus, wo es in der Hauptsaison ein Minus von 11,8 Prozent gab.

Aufgeschlüsselt auf Branchen musste der vielgelobte Gesundheits- und Sozialbereich einen kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit vermelden (plus 6,6 Prozent). Im Tourismus ist die Zahl der Arbeitslosen trotz einer starken Saison stagnierend, während es bei der Warenherstellung um 22 Prozent weniger Jobsuchende gab.

Mitterlehner: "Sensationelle" Situation

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) ist über die Entwicklung hocherfreut: Mit einem Minus von 34.573 auf insgesamt 361.759 Jobsuchende (inkl. Schulungen) "haben wir den stärksten Rückgang seit drei Jahren", so der Minister am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Die Arbeitslosenrate nach regionaler Berechnung ging im Februar im Jahresvergleich um 0,7 Prozentpunkte auf 8,1 Prozent zurück.

Die Situation am Arbeitsmarkt sei "sensationell", freut sich Mitterlehner. Dies sei auch auf das entsprechende Verhalten der Unternehmen zurückzuführen. Hauptgrund für die gute Entwicklung am österreichischen Arbeitsmarkt sei die Industrie, die "mit Volldampf" laufe, sagte Hundstorfer. Allerdings konnten die Einbrüche der Krise in der Produktion noch nicht aufgeholt werden. Die Beschäftigung liege in diesem Sektor noch um 40.000 unter dem Wert von 2008.

Besonders kräftig konnte der Dienstleistungsbereich zulegen, der im Jänner (Februarzahlen liegen noch nicht vor) ohne Arbeitskräfteüberlasser fast 35.000 neue Jobs schuf. Deutlich gestiegen sei auch die Beschäftigung im Gesundheitsbereich, obwohl in dieser Sparte auch die Arbeitslosigkeit zunahm. 2008 seien viele zusätzliche Arbeitskräfte in diese krisenunabhängige Branche gewechselt, begründet Hundstorfer den Anstieg der Arbeitslosigkeit in diesem Bereich.

Hundstorfer: Neuer Beschäftigungsrekord

Der Februar habe im Jahresvergleich nach vorläufigen Zahlen voraussichtlich 64.000 neue Arbeitsplätze gebracht, und "das ist ein neuer Beschäftigungsrekord", so der Arbeitsminister. Insgesamt waren in Österreich im Februar 3.332.000 unselbstständig Beschäftigte gemeldet. Das waren um 26.000 mehr als im Vergleichsmonat im Krisenjahr 2008.

Mit minus 21,5 Prozent ist die Arbeitslosigkeit in der Industrie am stärksten zurückgegangen, es folgt der Bau mit minus 14,3 Prozent, der vom schneearmen Winter profitiert hat. Im Handel sank die Arbeitslosigkeit ebenfalls deutlich und zwar um 5,7 Prozent.

Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit im Februar haben vor allem Männer profitiert. Die Zahl der männlichen Jobsuchenden sank um 21.203 - inklusive Schulungen sogar um 29.628 Betroffene. Bei den Frauen hingegen gab es im Februar einen "leichte statistischen" Anstieg, sagte Hundstorfer. Denn rechnet man die Schulungen dazu ging auch die Frauenarbeitslosigkeit um fast 5.000 Betroffene zurück.

Die Schulungen gingen im Jahresvergleich um 16,7 Prozent auf 69.501 zurück. Hundstorfer begründet das mit dem Nachlassen der "krisenbedingten Schulungsoffensive". Andererseits habe das Arbeitsmarktservice (AMS) bei Mindestsicherungs-Beziehern eine neue Methode eingesetzt. Betroffene werden verstärkt mit Beratungs- und Betreuungseinrichtungen statt mit Schulungen unterstützt.

Lehrstellenlücke verkleinert

Mitterlehner, der auch Jugendminister ist, freut sich auch über eine Verkleinerung der Lehrstellenlücke. Die offenen Lehrstellen seien im Februar 2011 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,1 Prozent auf 3.314 (plus 162) angestiegen, während sich die Zahl der Lehrstellensuchenden um 9,5 Prozent auf 4.776 (minus 502) verringert habe. "Daher liegt die Lehrstellenlücke jetzt bei nur noch 1.462 Plätzen, was einem Rückgang von 664 entspricht."

Als mitentscheidend für die positive Tendenz sieht der VP-Minister die betriebliche Lehrlingsförderung, die in den vergangenen Jahren deutlich aufgestockt worden ist. Im Jahr 2008 lag das Gesamtvolumen der Lehrlingsausbildungsprämie bei 120 Millionen Euro, 2011 stehen trotz des zuletzt ausgesetzten Praxistests noch rund 155 Millionen Euro als Förderung für alle Ausbildungsbetriebe zur Verfügung. "Heuer liegt die durchschnittliche Förderhöhe pro Lehrling im Betrieb bei 1.300 Euro, 2008 waren es nur 1.000 Euro", so Mitterlehner.

Um die Lehrlingsförderung "zukunftsfit" zu machen, will Mitterlehner künftig stärker auf die Folgen des demographischen Wandels eingehen. "Der Kampf der Betriebe um jeden Lehrling wird an Bedeutung und Vehemenz zunehmen", so der Minister. Darauf werde man langfristig auch im Förderbereich eingehen müssen. 2015 werde es 85.880 15-Jährige geben, das werden um rund 10.000 weniger sein als noch im Jahr 2010. Weil rund 40 Prozent eines Jahrgangs eine Lehre machen, könnte es schon in vier Jahren um 4.000 potenzielle Lehrlinge weniger geben. Das Wirtschaftsministerium habe daher bereits ein Ansuchen an den sozialpartnerschaftlich besetzten und dafür zuständigen Förderausschuss gestellt, wonach bis Ende Juni neue Richtlinien für eine qualitätsorientierte Lehrlingsförderung ausgearbeitet werden sollen. Dabei müsse man mit den vorhandenen Mitteln - also derzeit rund 155 Millionen Euro pro Jahr - auskommen, wie Mitterlehner betonte.

Zuletzt musste der "Ausbildungsnachweis zur Mitte der Lehrzeit" (Praxistest) ausgesetzt werden, weil aufgrund der Wirtschaftskrise die Dotierung des Insolvenzentgeltfonds, aus dem die Lehrstellenförderung bezahlt wird, zurückgegangen ist. Dazu kommt, dass über 98 Prozent der antretenden Lehrlinge den Praxistest bestanden haben. "Das spricht zwar für eine gute Ausbildungsqualität in den Betrieben, zeigt aber auch auf, dass der teure Praxistest als Leistungskontrolle durchaus hinterfragt werden kann", sagte Mitterlehner. (APA)