Eine kleine Biene hat es in sich. Giftige Pflanzenschutzmittel etwa, die sich in Honig anreichern. Der selbsternannte Feinkostladen Österreich hat sich mit dem amtlichen Gift-Nachweis was Feines eingebrockt. Da trommeln Politik und Lebensmittelhandel die heile Welt der kleinen Bauern in grüner Natur, an der Dioxinskandale scheinbar abprallen, und nun stören erboste Imker den Frieden.

Dass sie sich gegen die mächtige Bauernlobby durchsetzen, darf bezweifelt werden. Der Blick in den Honigtopf offenbart dennoch ein Sittenbild. Nach außen hin gibt sich Österreich vor aller Welt den grünen Anstrich. Auf dem Feld ist davon in großen Teilen des Landes nicht viel zu sehen. Der Anteil der Monokulturen steigt und mit ihnen der Einsatz von Pestiziden und Insektiziden. Die Alternative zur Chemiekeule ist die Fruchtfolge. Doch diese schmälert den Gewinn und findet sich nur auf einem Viertel der Felder.

Statt Anreize zur Abkehr von Monokultur zu geben, lässt man sich lieber von der Chemieindustrie Tipps zum richtigen Pestizideinsatz reichen. Dass Österreich Insektizide zulässt, die Nachbarländer nicht ohne Grund weitgehend verbannt haben, zeigt einmal mehr die Arroganz einer Branche, die glaubt, ein paar nette Werbeslogans genügen, um sich das Vertrauen der Konsumenten zu sichern. Der kontaminierte Honig ist ein Vorgeschmack auf weitere Lebensmitteldebakel. Das liegt angesichts des wachsenden wirtschaftlichen Drucks in der Natur der Sache. (Verena Kainrath, DER STANDARD-Printausgabe, 1.3.2011)