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Verkörperte oft tatkräftige Antiheldinnen: Annie Girardot.

Foto: REUTERS/ Charles Platiau

Paris - Neben all den glamourösen Diven und mädchenhaften Stars des französischen Kinos fiel sie auf: Die herbe Annie Girardot, die ihr Haar meist kurz trug und damit ein forsches Auftreten unterstützte, das wiederum gut zu den handlungsorientierten Frauen passte, die sie so häufig spielte.

Die französische Schauspielerin wurde am 25. Oktober 1931 als Tochter einer Hebamme in Paris geboren. Eigentlich sollte sie Krankenschwester werden, aber aus einer Nebenbeschäftigung wurde schließlich ihr eigentlicher Beruf. Bereits 1954 wurde sie an die Comédie-Française engagiert, ihre Filmkarriere begann wenig später.

Zum Frühwerk gehört unter anderem Luchino Viscontis Rocco und seine Brüder (1960) an der Seite von Alain Delon. Weit stärker assoziiert man die Französin jedoch mit jenen gesellschaftspolitischen Thrillern, die in den 1970ern unter anderem in der Regie von André Cayatte entstanden: Aus Liebe sterben, 1970; Kein Rauch ohne Feuer, 1973; Jedem seine Hölle, 1977. Dass Girardot auch eine energetische Komödiantin war, stellte sie in Filmen von Philippe de Broca wie Ein verrücktes Huhn (1978) unter Beweis.

Anfang der Nullerjahre war Annie Girardot, die in insgesamt rund hundert Filmen spielte, in den Studios am Rosenhügel tätig: Michael Haneke drehte dort für seine Adaption von Elfriede Jelineks Roman Die Klavierspielerin, Girardot spielte die despotische Filmmutter von Isabelle Huppert. Für Caché holte Haneke sie noch ein zweites Mal vor die Kamera.

Girardot war mit dem italienischen Schauspieler Renato Salvatori verheiratet, aus dieser Verbindung stammt ihre Tochter Giulia. Seit längerem war die Schauspielerin an Alzheimer erkrankt, am Montag ist sie im Beisein ihrer Familie in einem Pariser Spital gestorben. (irr, DER STANDARD - Printausgabe, 1. März 2011)