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Der 29-jährige Melzer hofft auf etwas "ganz Großes".

Foto: APA/ NEUBAUER

Wien/Schwechat - Jürgen Melzer macht Werbung. "Die Leute sollen kommen. Sie werden das ein Leben lang nicht vergessen." Normalerweise trägt der Zehnte der Weltrangliste nicht so dick auf, im konkreten Falls lässt er die Nation an seinen Gefühlen teilhaben. "Noch nie war bei mir die Vorfreude auf einen Daviscup so groß. Eine Gelegenheit, etwas Großes zu erreichen." Und er schwärmt von der Austragungsstätte, dem Hangar 3 am Flughafen Schwechat, "ein einmaliges Ambiente". Wobei der Center Court in Wimbledon vermutlich noch einmaliger ist, allerdings hat sich den nicht sein Manager Ronald Leitgeb ausgedacht.

Leitgeb hatte vor mehr als 20 Jahren die Idee mit dem Prater-Stadion, Thomas Muster unterlag damals den USA vor 17.000 Zuschauern 2:3. In den Hangar passen 6000 Fans, es gibt noch Karten. Frankreich tritt mit der Reserve an, Gael Monfils, Jo-Wilfried Tsonga und Richard Gasquet sagten ab. Melzer ist das recht. "Monfils tut ihnen wirklich weh, der ist tatsächlich verletzt. Die beiden anderen haben wohl keinen Bock. Das ist ein französische Problem".

Grund zum Jauchzen bestehe nicht. "Die haben eine enorme Breite, bleiben gefährlich genug." Und so hat Captain Guy Forget immer noch Michel Llodra (ATP 27) Gilles Simon (30), Jeremy Chardy (55) und Julien Benneteau (82) zur Verfügung. Melzer: "Davon können wir nur träumen."

Melzer hat erstens einen neuen Hauptsponsor, die Erste Bank, und zweitens den Druck. "Die Leute gehen davon aus, dass ich beide Einzel gewinne. Aber der Druck hat eine angenehme Seite. Er ist die Bestätigung dafür, dass du erfolgreich bist." Abgesehen davon sei der Daviscup immer noch ein Teambewerb. "Alleine bist du machtlos, es geht nie um persönliche Eitelkeiten."

Melzer lehnt es ab, sich den Kopf von Captain Gilbert Schaller zu zerbrechen, die Frage nach dem zweiten Einzelspieler beantwortet er diplomatisch. "Für Stefan Koubek spricht die Erfahrung, für Martin Fischer die Jugend." Er sagt aber, dass der 34-jährige Koubek im Training einen starken Eindruck hinterlassen habe. Melzer ist inoffiziell trotzdem Captain, er wird sich nämlich den Doppelpartner nicht von Schaller aufs Auge drücken lassen, die Wahl fällt zwischen Julian Knowle und Oliver Marach, Knowle ist Favorit.

Für Melzer soll 2011 das Jahr der Stabilisierung sein. Auf hohem Niveau. "Am Ende will ich zwischen Platz acht und zwölf liegen." Ganz oben dürfte sich ein Dreikampf entwickeln, Novak Djokovic stresst Rafael Nadal und Roger Federer. "Sein Lauf ist unglaublich. Aber er hat im Winter keine Pause gemacht. Irgendwann wird Djokovic der Hammer treffen. " Melzers Ellbogen wird von einem Hämmerchen malträtiert. "Er tut weh. Aber es möglich, jeden Tag Tennis zu spielen. Es wäre eine Übertreibung, vom Ellbogen der Nation zu sprechen."

Fertig oder glücklich

Er wird das Programm reduzieren, weniger Doppel spielen, die 140 Partien im Vorjahr sind fast über dem Limit gewesen. "Anderseits macht Doppel Spaß. Ich wurde mit Petzschner Wimbledonsieger, das steht in meiner Biografie." Melzer kann den Freitag "kaum erwarten". Man müsse den Sandplatz "etwas langsamer" machen, zum Schaden der Franzosen. "In meiner Position muss man auf den Platz gehen, die Hand heben und sagen: Da bin ich. Daviscup kann dich fertig oder glücklich machen. Ich bevorzuge das Glück."(Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 1. März 2011)