Legen die enthusiastischen Norweger in ihrem Drang, nur ja rechtzeitig auf den Holmenkollen zu kommen, nicht selbst den Verkehr lahm, dann tut das ihr König für sie. "Sorry, the King ist coming" heißt es allenthalben in Oslo. Da ist man nicht gerne im Weg, tritt zurück und wartet, bis die königliche Kolonne passiert hat. Harald V. ist, meist in Begleitung seiner Gattin Sonja, geborene Haraldsen, viel unterwegs. Untertags riskiert der 73-Jährige seine fragile Gesundheit an Schanzen und Loipen, zieht vor jedem Weltmeister die Mütze, nimmt sich auch meist die Zeit für ein Pläuschchen. Abends schmückt er die Medaillenzeremonien am Universitätsplatz in Sichtweite seines Schlosses. "Alt for Norge" ist sein Wahlspruch, vom Großvater über den Vater auf ihn gekommen. Das heißt aber nicht, dass alles zu stehen hat, wenn der Chef kommt, sondern dass der für sein Land alles zu geben gewillt ist. Das wird dem passionierten Segler, der sich auch olympisch versuchte, mit Zuneigung vergolten. Die ist freilich ein Schmutz gegen die Liebe, die seinem Vater entgegenschlug. Er, gab Olav V. einst auf erstaunte Nachfrage zu Protokoll, brauche keine Leibwächter, weil er in seinem Volk ja vier Millionen davon habe.

Weshalb er sich Anfang der 1970er, während der Ölkrise, auch gefahrlos nach eigenhändigem Erwerb einer Fahrkarte in die Schlange einreihen konnte, die auf die Bahn zum Holmenkommen wartete. Oben, wo er sich in jüngeren Jahren auch als Skispringer versucht hatte, lief er dann bis ins hohe Alter lang. Und er läuft dort noch immer, in Bronze gegossen, begleitet von seinem Pudel. Davor bleibt man unaufgefordert stehen. Eine Entschuldigung ist nicht nötig. Sigi Lützow