Oslo - Was für ein Start für Österreichs Skisprung-Equipe bei den 48. Nordischen Weltmeisterschaften in Oslo: Nach Gold von Daniela Iraschko am Vortag wurde auch Thomas Morgenstern am Samstag seiner Favoritenrolle gerecht und sicherte sich erstmals in seiner Karriere Einzel-WM-Gold. Der 24-jährige Kärntner gewann auf dem Midtstubakken den Titel von der Normalschanze und folgte damit auch Wolfgang Loitzl direkt nach.
Es wurde sogar ein Doppelsieg für die ÖSV-"Adler": Morgenstern siegte 9,1 Punkte vor Andreas Kofler, ein Kunststück, das beiden schon auf der Großschanze 2006 bei den Olympischen Spielen in Turin gelungen war. Bronze ging an den unverwüstlichen Polen Adam Malysz. Der undankbare vierte Platz blieb dem vierfachen Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz.
Auf einer Stufe mit den Allzeitgrößen
Mit Weiten von 101,5 und 107 Metern krönte Morgenstern seine sensationelle Saison mit seiner insgesamt fünften WM-Goldmedaille. Nach bisher sieben Saisonsiegen war er bereits vor der WM zum zweiten Mal als Gesamt-Weltcupsieger festgestanden, außerdem hatte er erstmals die Vierschanzen-Tournee gewonnen. Mit dem ihm noch fehlenden Gold in einem Individual-Bewerb bei Nordischen Weltmeisterschaften hat der Kärntner zu Matti Nykänen, Jens Weißflog und Espen Bredesen aufgeschlossen, die sowohl Olympia- und WM-Gold im Einzel, den Tourneesieg und den Gesamt-Weltcup geschafft haben.
"Für Gedanken habe ich im Moment nicht den Kopf. Unglaublich, ein schöner Tag", freute sich Morgenstern im Schanzenauslauf und gestand Nervosität vor dem zweiten Sprung. "Jeder Mensch hat Nerven, mir ist natürlich oben auch die 'Pumpen' gegangen, aber ein bisserl Nervosität ist immer gut, denn das pusht. Es freut mich, dass die WM so losgegangen ist."
Vize Kofler
Morgenstern blieb im Triumph demütig und fühlte sich geehrt. "Es bedeutet mir sehr viel. Ich wollte immer Weltmeister werden, das war ein Traum von mir. In Liberec war ich knapp dran. Ich habe aber immer gewusst, es kommt die zweite Chance, die habe ich heute genutzt." Auch sein "Vize", Andreas Kofler, war voller Freude, es war nach Olympia-Silber 2006 seine zweite Einzelmedaille überhaupt. "Ich habe eine Riesenfreude, sensationell." Kofler, der schon nach dem ersten Durchgang Zweiter gewesen ist, legte mit 105 Metern im zweiten Sprung ordentlich vor, doch Morgenstern übertraf auch diese Weite um zwei Meter.
Drittbester Österreicher an diesem Tag wurde Gregor Schlierenzauer, der im Probedurchgang bei 110 Metern gelandet war, im Bewerb reichte es aber nur zu 93,5 und 98 Metern. Der Tiroler wurde am Ende Achter. Martin Koch wurde mit 90 und 97,5 Metern 21. "Die Enttäuschung ist nicht groß. Ich habe gewusst, ich habe das Potenzial für eine Medaille, dafür hätte ich aber sensationell springen müssen." Schon vor dem Finish wollte er auf Morgenstern wetten.
Absturz des Titelverteidigers
Mit einer Riesenenttäuschung endete die Titelverteidigung von Wolfgang Loitzl. Der Goldmedaillengewinner von Liberec 2009 landete im ersten Durchgang bei nur 86 Metern und schied als 37. aus. "Die Bedingungen waren nicht gut und der Sprung auch nicht", war Loitzls knapper Kommentar. Vielleicht ist es ihm ein kleiner Trost, dass sein Nachfolger wieder aus seinem Team gekommen ist. (APA)