Der militärisch-industrielle Komplex verfolgt seine eigenen Interessen. Und die müssen nicht unbedingt dem Wohl des Staates und seiner Bürger dienen. Davor hat Dwight D. Eisenhower, immerhin selbst hochdekorierter General, vor ziemlich genau 50 Jahren in seiner Abschiedsrede als US-Präsident gewarnt.

Diese Gefahr, das zeigt die Affäre um die von einem General befohlenen Psycho-Attacken auf Politiker, ist seither um nichts geringer geworden. Zuletzt haben die USA mit beinahe paranoidem Sicherheitsfanatismus ihr Militärbudget dramatisch aufgestockt, auf 636 Milliarden Dollar im Jahr 2010. Allein für die Operationen im Irak und in Afghanistan wurden mehr als 120 Milliarden Dollar ausgegeben, die Zahl der Truppen war so hoch wie nie. Dennoch versuchen die Militärs weiter mehr Geld und Personal zu bekommen - mit allen Mitteln, wie es scheint.

Bei der Entscheidung zur Truppenaufstockung in Afghanistan etwa musste sich Präsident Barack Obama vom nassforschen General Stanley McChrystal unter öffentlichen Druck setzen lassen. 80.000 Mann forderte der, 30.000 bewilligte Obama - und damit mehr, als er eigentlich schicken wollte. Deswegen, und nicht wegen einiger despektierlicher Äußerungen, warf Obama ihn später als Afghanistan-Oberbefehlshaber hinaus. Das war ein Akt quasi zivilen Widerstands gegen die Militärs. Feigheit vor dem Freund ist auch in der aktuellen Affäre nicht angebracht. (Christoph Prantner /DER STANDARD, Printausgabe, 26.2.2011)