Wien - Die österreichischen Biathleten nehmen die Weltmeisterschaft in Chanty-Mansijsk (1. bis 13. März) nach einer schwierigen Saison mit zahlreichen Krankheiten diesmal aus der Außenseiterrolle heraus in Angriff. Die mittlerweile genesenen Topathleten Dominik Landertinger, Christoph Sumann, Simon Eder und Daniel Mesotitsch haben in diesem Winter trotz der Gesundheitsprobleme zahlreiche Spitzenplätze geholt und trauen sich nach einer reibungslosen WM-Vorbereitung allesamt eine Medaille zu.

Das erfolgsverwöhnte ÖSV-Team schaffte in dieser Saison krankheitsgeplagt immerhin vier Weltcup-Podestplätze, davon einen Sieg durch Mesotitsch. Mit Landertinger und Sumann stellt man im Massenstart den Titelverteidiger und den Vizeweltmeister, zudem gab es 2009 in Pyeongchang noch Silber in der Staffel. Österreich hält bis dato bei insgesamt elfmal WM-Edelmetall.

Cheftrainer Reinhard Gösweiner will nach der erfolgreichen WM 2009 und den Winterspielen 2010 (2 Medaillen) natürlich nicht mit leeren Händen aus Sibirien zurückkehren. "Das Ziel muss es sein, eine Medaille zu machen. Trotz der schwierigen Saison können alle vier Topleute ganz oben stehen, wir dürfen auf alle Fälle mit Podestplätzen spekulieren", betonte Gösweiner im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur.

In der Favoritenrolle seien diesmal aber andere, allen voran die Norweger um Rekordweltmeister Ole Einar Björndalen und die gastgebenden Russen. "Wir haben zuletzt perfekt trainieren können, stehen aber sicher nicht ganz oben auf der Liste und sind diesmal Außenseiter", sagte Gösweiner.

ÖSV-Leitwolf Sumann, in Vancouver Olympia-Silbermedaillengewinner in der Verfolgung, reist ohne Weltcup-Podestplatz nach Russland. Einige Top-Ten-Ränge und der nach oben zeigende Formtrend lassen den Routinier aber auf ein neuerlich erfolgreiches Großereignis hoffen. "Vor der Saison waren die Erwartungen natürlich hoch, das Glück hat aber nicht mitgespielt. Durch die Krankheiten war der Körper immer im Minus, es gab Spitzenleistungen und dann immer wieder Rückschläge. Jetzt passt die Form aber, und wir haben definitiv das Potenzial für Medaillen, aber es wird schwierig", erklärte Sumann im APA-Gespräch.

Titelverteidiger Landertinger hat seit Mitte Jänner kein Weltcuprennen mehr bestritten. Nach einer Grippe setzte er alles auf die WM-Vorbereitung und trainierte, statt die US-Weltcups zu absolvieren, lieber in der Heimat. "Die wenigen Rennen, die ich gelaufen bin, waren gut. Der Weg zurück ist steinig, aber seit einem Monat geht es reibungslos", bekräftigte Landertinger.

Er hat in diesem Winter einen dritten Platz in Ruhpolding als bestes Resultat zu Buche stehen und hält Derartiges auch bei der WM für möglich. "Das wäre ein Traum, aber dazu muss alles zusammenpassen. Durch die lange Pause bin ich vielleicht frischer als die anderen. Man darf mich keinesfalls abschreiben", betonte der Tiroler, der im letzten WM-Test beim EM-Staffelrennen in Ridnaun ohne Schießfehler und mit guter Laufzeit Selbstvertrauen getankt hat.

Wie Landertinger stand auch Eder als Zweiter in Hochfilzen einmal auf dem Weltcup-Stockerl. Der Salzburger war in diesem Winter der konstanteste im ÖSV-Team. Auch er will trotz suboptimaler Saison ganz vorne mitmischen. "Wir dürfen nicht jammern, wir sind gut aufgestellt und mein Ziel ist eine Medaille", meinte der Olympia-Vierte. Sein Trainer-Vater Alfred sprach von "gedämpften Erwartungen", es sei aber "durchaus was möglich", so der WM-Dritte von 1983.

Neben Eder, Landertinger und Sumann kommt freilich auch noch Mesotitsch, der im Dezember in Pokljuka den einzigen Saisonsieg für Rot-Weiß-Rot holte, für WM-Edelmetall infrage. Als Ersatzleute werden Julian und Tobias Eberhard aufgeboten. Das Brüderpaar ist eine Option für die Staffel, in der es bei der WM 2009 und Olympia 2010 jeweils hinter Norwegen Silber für Österreich gegeben hat.

Von den beiden ÖSV-Damen Iris Waldhuber und Ramona Düringer sind hingegen keine Spitzenplätze zu erwarten, ihr Abstand zur Weltspitze ist noch zu groß. Das Duo wird zum WM-Auftakt am 3. März mit zwei noch zu bestimmenden Herren in der Mixed-Staffel antreten.

Für kollektives Aufatmen sorgte indes der Wetterbericht aus Sibirien. Nach einer Woche mit durchwegs minus 30 Grad, sind ab der WM-Eröffnung am 1. März Temperaturen um "lediglich" minus 10 Grad vorhergesagt. (APA)