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"Wie sind Helden" und die "Bildzeitung ein ge­fähr­li­ches po­li­ti­sches In­stru­ment"

Foto: (Foto:Frank Hormann/AP/dapd)

Persönlichkeiten wie Udo Lindenberg, Veronica Ferres, der Verleger Hubert Burda, der Rapper Sido oder Nationalspieler Philipp Lahm haben es bereits getan und der deutschen "Bild"-Zeitung ihre Meinung gesagt. Dasselbe wollte die zuständige Agentur Jung von Matt/Alster jetzt auch von der Band "Wir sind Helden". Die Werber fragten bei Sängerin Judith Holofernes an, ob auch sie bei der aktuellen Kampagne für die "Bild Zeitung" als Testimonial mitmachen will. "Wir sind als Wer­be­agen­tur mit der ak­tu­el­len Bild-​Kam­pa­gne be­traut, in der wir hoch­ka­rä­ti­gen Pro­mi­nen­ten eine Bühne bie­ten, ihre of­fe­ne, ehr­li­che und un­ge­schön­te Mei­nung zur Bild mit­zu­tei­len", heißt es in der Anfrage, die die Band auf ihrer Website veröffentlicht hat.

"Gefährliches politisches Instrument"

Ihre Meinung sagt Holofernes dann auch, freilich nicht im Rahmen der Kampagne, sondern in einem Antwortbrief an die Agentur. Holofernes ebendort: 

"Ich glaub, es hackt. Die lau­fen­de Pla­kat -​Akti­on der Bild -​Zei­tung mit so­ge­nann­ten Testi­mo­ni­als, also ir­gend­wel­chem kom­men­tie­ren­dem Ge­seie­re (Auch kri­ti­schem! Hört, hört!) von so­ge­nann­ten Pro­mi­nen­ten (auch Kri­ti­schen! Oho!) ist das Per­fi­des­te, was mir seit lan­ger Zeit un­ter­ge­kom­men ist." Und weiter: "Die Bild­zei­tung ist ein ge­fähr­li­ches po­li­ti­sches In­stru­ment - nicht nur ein stark ver­grö­ßern­des Fern­rohr in den Ab­grund, son­dern ein bös­ar­ti­ges Wesen, das Deutsch­land nicht be­schreibt, son­dern macht. Mit einer Agen­da."

"Respekt"

Ob dieser Antwort gehen die Wogen derzeit hoch, am Freitag Vormittag war die Website von "Wir sind Helden" zeitweise wegen Überlastung nicht erreichbar. Auf Facebook verweist die Band deshalb auf den "Bidlblog" und empfiehlt - sozusagen als "passende musikalische Untermalung zu diesen Gedankengängen" - das Video "Dumm die, die dumm". Auf Facebook und auf der eigenen Website erntet "Wir sind Helden" natürlich vor allem Lob für ihre Haltung und Sympathiebekundungen ihrer Fans. "Besser kann man es nicht sagen und danke dafür, dass ihr euch nicht in die Reihe derer stellt, die da grenzdebil für ein vollkommen herunter gekommenes Blatt posieren." oder "Respekt! Und Danke für die klare Ansage!Bild war immer schon bösartig. Besser hat es noch niemand beschrieben!", ist dort zu lesen.

"Billige Eigen-PR"

"Die billige Eigen-PR der Band bedient gekonnt die Anti-Bild-Reflexe der Web-Gemeinde", urteilt hingegen Medienjournalist Stefan Winterbauer auf meedia.de. Es wirke doch "PR-mäßig und auch stillos, die Agentur-Anfrage gleich auf der eigenen Website öffentlich zu machen und sich mit einer reflexartigen Bild-Schelte in etwas weniger als 1.000 wirren Worten den Applaus der Netzgemeinde abzuholen." Auch auf Twitter wird die Reaktion von Holofernes nicht nur positiv gesehen, "wenngleich ich Sympathien für Wird sind Helden hege, kann man eine Anfrage einer Agentur auch NICHTöffentlich behandeln", twittert zum Beispiel "Sendekomplex".

"Weltverbesserische Neofeministin mit Sendungsbewusstsein"

jetzt.sueddeutsche.de dreht die Sache im Namen von Jung von Matt weiter. (Danke an dieser Stelle an Thomas Knüwer. Schon erstaunlich, was Medienjournalisten Agenturen so alles abnehmen;-). Diese Antwort auf die Antwort beginnt jedenfalls so: "Sehr geehrte Frau Irmgard Meier, oder sollen wir sagen: Judith Holofernes? Wir bedanken uns sehr herzlich für ihren – sagen wir es mal so deutlich – sehr sehr sehr ausführlichen Beitrag für unsere kommende BILD-Kampagne." Und weiter: "Natürlich würden wir die Aussage: 'Ich glaube es hackt' groß bei Ihnen einbauen, Frau Meier. Ein bisschen Sex darf bei der BILD-Zeitung nicht fehlen. Auch wenn unsere Leser den Sex-Appeal einer weltverbesserischen Neofeministin mit Sendungsbewusstsein wohl nicht ganz erfassen werden. Denn für BILD- Leser haben Frauen nur eine Seite: Seite 1". Jung von Matt zu kress.de: "Die Antwort auf die Antwort von Judith Holofernes ist nicht von JvM."