Wien - Die Österreicher und Österreicherinnen werden immer mehr zu Präventionsverweigerern, schlug der Präsident der Ärztekammer (ÖÄK), Walter Dorner, am Donnerstag in einer Aussendung Alarm. 2009 nahmen nur 12,8 Prozent der über 18-jährigen Frauen und nur 11,9 Prozent der über 18-jährigen Männer die für sie kostenlose Gesundenuntersuchung in Anspruch.

"Das ist ein Rückgang von 4,8 Prozent bei den Herren und 2,7 Prozent bei den Damen gegenüber dem Vorjahr - und das bei ohnehin schon sehr niedriger Beteiligung", warnte Dorner. Der ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Günther Wawrowsky, ergänzte: "Diese Zahlen zeigen, dass bisherige Bemühungen seitens der Politik und des Hauptverbandes keinen Fortschritt gezeigt haben." Dorner und Wawrowsky fordern daher die lange versprochene Umsetzung des Call-Recall-Systems mit persönlicher Einladung zum Gesundheitscheck. "Nur so können wir Bewusstsein bei den 'Vorsorgemüden' schaffen", hieß es in der Aussendung.

Anstieg chronischer Erkrankungen

Österreich hätte - so die Ärztekammer - EU-weit den stärksten Anstieg behandlungsbedürftiger chronischer Krankheiten. Außerdem würden jährlich rund 20.000 Österreicher an Krebs sterben. Dabei könnten bei frühzeitigem Erkennen 90 Prozent der Todesfälle vermieden werden, so Wawrowsky. "Das 'Pickerl' für die eigene Gesundheit kann also Krankheiten vermeiden und somit Leben retten. Doch noch immer kommen die meisten Leute erst zum Arzt, wenn ihr Leiden bereits weit fortgeschritten ist."

Die Männer sind besonders nachlässig. Im vergangenen Jahr unterzogen sich nur 388.604 Anspruchsberechtigte dem Gesundheitscheck. Doch auch die Performance der Frauen lasse zu wünschen übrig. 450.756 fanden den Weg zur Vorsorgeuntersuchung. "Um jene zu erreichen, für die Prävention offenbar ein Fremdwort ist, müssen sich die Verantwortlichen endlich ihrer Pflicht stellen und das bereits 2005 versprochene flächendeckende Call-Recall-System umsetzen", forderte Wawrowsky. Es müsse in der Gesellschaft völlig selbstverständlich werden, sich jährlich untersuchen zu lassen.

Persönliche Einladung für Mammographie

Kleine Fortschritte sieht Dorner im Kampf gegen Brust- und Gebärmutterhalskrebs. 2009 ließen sich 131.835 Patientinnen neben der "normalen" Vorsorgeuntersuchung gynäkologisch untersuchen. "Das sind immerhin 13,64 Prozent mehr als im Jahr 2008. Dieser Trend darf nun nicht abreißen." Das neue System mit persönlicher Einladung an Frauen sei ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, allerdings dürfe die Untersuchung keinesfalls auf einzelne Zentren beschränkt werden. "Wenn der Weg zur Vorsorgeuntersuchung weiter wird, gehen weniger hin. Prävention braucht kurze Wege", so der Ärztekammerpräsident. (APA)