Die 450 Wiener Pflichtschuldirektoren haben am Mittwoch Post erhalten. Bis zum Ende des Schuljahres müssen sie 160 Vollbeschäftigungsäquivalente einsparen, teilte ihnen der Wiener Stadtschulrat mit. Das bedeutet, die Leistung, die 160 Lehrer normalerweise erbringen, wird gestrichen. Betroffen sein dürften der Förderunterricht und Supplierstunden. Grund ist der erst vor wenigen Tagen im Stadtschulrat eingetroffene endgültige Stellenplan des Bundes, demzufolge Wien bisher um 80 Posten zu viel veranschlagt hat, bestätigte man in der Wiener Schulbehörde einen Bericht des "Kurier" (Donnerstag-Ausgabe). Allerdings soll kein Lehrer entlassen werden, hieß es - gespart werden soll auch durch den Rückgriff auf unbezahlte Überstunden, die Einschränkung von Weiterbildung in der Dienstzeit und eventuell bei Doppelbesetzungen im Unterricht.

"Mitten im Schuljahr müssen Lehrfächerverteilungen geändert, Gruppen zusammengelegt und unverbindliche Übungen gestrichen werden. Unter diesen Voraussetzungen ist an den Schulen nur mehr ein Notprogramm möglich", empört sich die Wiener ÖVP nach Bekanntwerden des plötzlichen Sparprogramms. Landtagsabgeordneter Wolfgang Aigner (ÖVP) kritisiert in einer Aussendung das "Chaos der offenbar heillos überforderten rot-grünen Stadtregierung in der Schulpolitik."

Im Stadtschulrat ist man mit dem System dieser Lehrerbezahlung nicht glücklich: "Es ist natürlich nicht günstig, wenn wir das jetzt erfahren." Dazu komme, dass Wien heuer zwar mehr Pflichtschüler, dafür aber weniger Lehrer zugewiesen bekommen habe. Daher hofft man noch auf Änderungen bei den Zuschlägen, wie es etwa Oberösterreich im Vorjahr gelungen sei.

"Es wird kein Unterricht entfallen"

Negativ ausgewirkt habe sich heuer auch eine stärkere Grippewelle und viele Langzeit-Krankenstände, so der Stadtschulrat. Von der Gesamtdimension sei das Problem aber bewältigbar: Bei 12.000 Lehrern liege der nun einzusparende "Übergenuss" bei rund einem Prozent. "Es wird kein Unterricht entfallen." Spüren sollen die Einsparungen primär die Lehrer: Einerseits sollen die bezahlten Überstunden zurückgefahren und stärker auf die im Dienstrecht vorgesehenen unbezahlten Mehrdienstleistungen im Ausmaß von 20 Stunden pro Jahr zurückgegriffen werden. Diese würden derzeit nicht bei jedem Lehrer voll ausgeschöpft. Stark eingeschränkt werden soll auch der Besuch von Weiterbildung in der Unterrichtszeit - dadurch müssen weniger Stunden suppliert werden.

Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, könnten laut Stadtschulrat sogenannte Doppelbesetzungen in bestimmten Fächern zurückgefahren werden. So sei es etwa nicht nötig, wenn in Physik zwei Lehrer in der Klasse stehen.

Kritik übt auch die Gewerkschaft. "Das Bildungsjahr 2011 beginnt in Wien mit einem Desaster. Größere Lerngruppen, weniger Fördermaßnahmen und ein erschwerter Zugang zur Lehrerfortbildung sind angesagt, um bis Schulschluss die Überschreitung des Dienstpostenplans ausgleichen zu können", bedauerte Thomas Bulant, Vorsitzender der FSG PflichtschullehrerInnen, in einer Aussendung. (APA, red, derStandard.at, 24.2.2011)