Wien - IVA-Präsident Wilhelm Rasinger will dem im Zuge der Globalisierung immer beliebter werdenden "Shopping um niedere Regulierung" einen Riegel vorschieben. Anlassfall ist die nach Anlegerbeschwerden und Medienkritik abgebrochene Kapitalerhöhung beim in Wien börsenotierten und in den Niederlanden ansässige Ski- und Sportartikelkonzern Head. Head-Hauptaktionär Johan Eliasch habe in einer "Horuck-Aktion" eine extrem verwässernde Kapitalerhöhung durchführen wollen. Rasinger möchte nun prüfen lassen, ob bei dieser Vorgehensweise nationale oder internationalen Gesetze verletzt worden sind und Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden können.

"Wenn das keine Marktmanipulation war, was ist es dann", so Rasinger am Donnerstag in Wien vor Journalisten.

Er sei gerade dabei, einige Rechtsanwälte damit zu beauftragen, die Vorgangsweise des Head-Managements bzw. dessen Hauptaktionär Eliasch prüfen zu lassen. Auch wenn jetzt ein Rückzug erfolgt sei, hätten sich viele Anleger an ihn gewandt, die in dieser Situation Head-Aktien verkaufen oder zeichnen wollten und dabei einen nicht unbeträchtlichen Schaden erlitten hätten.

Nach österreichischem Recht hätte Eliasch vor dieser Aktion einen HV-Beschluss benötigt, in Holland dagegen nicht, so Rasinger. Aufgrund der komplexen Firmenkonstruktion sei aber unklar, welches Recht gelte. Die Gesellschaft habe zwar ihren Sitz in den Niederlanden, die Niederländer würden sich - weil nur Holding - dafür aber nicht interessieren, und die Österreicher wieder sagen, "na, eigentlich ist das eine holländische Gesellschaft, das ist nicht unser Thema".

Bekannt von Meinl

"Das kennen wir schon von Meinl", so Rasinger. Deshalb möchte er diesen Anlassfall benutzen, um zu hinterfragen, welches Recht verletzt worden sei. "Weil sonst machen solche schlechten Beispiele Schule, das sehen wir immer wieder."

Auch in Deutschland, zum Beispiel bei Air Berlin, Mutterkonzern von Flyniki, gebe es solche Konstruktionen. "Das sind Schönwetter-Konstruktionen: Wenn alles gut geht, stört es niemanden, wenn etwas schief geht, sind sie als Anleger der Dritte oder Vierte oder chancenlos". Im Zuge der Globalisierung müsse man aber auf gleicher Augenhöhe agieren können.

Die Wiener Börse habe leider auch kein Interesse daran, diese Vorgänge zu hinterfragen. Sie betrachte sich als nicht zuständig dafür, obwohl sie davon betroffen sei, und dies wieder ein schlechtes Licht auf den österreichischen Kapitalmarkt werfe. "Bei uns gelten Nicht-Zuständigkeiten, jeder erklärt mir, warum er nicht zuständig ist", so Rasinger.

Es könne durchaus sein, dass bei der Untersuchung nichts Konkretes herauskomme, aber dann müsse man eben beim Gesetzgeber ansetzen: "So geht das nicht, es darf nicht sein, dass wir von Gobalisierung reden und der Anlegerschutz eine Sache von lokalen Aktivitäten ist und zudem noch an der Kostenhürde scheitert", so Rasinger.

Von der Vorprüfung erwartet sich der Anlagerschützer zumindest Ansatzpunkte dafür, wie und mit welchen Erfolgsaussichten weiter vorgegangen werde könne, oder was man nicht machen könne, weil es chancenlos sei. "Dann ist mein Weg zum Gesetzgeber, um darauf aufmerksam zu machen", so Rasinger. Sein Ansatz für die rechtliche nationale Zuständigkeit wäre: wo die Mehrheit der Anleger ist und wo die Aktie an der Börse notiert.

Mehr Umsatz und Gewinn

Der in Wien börsenotierte niederländische Sportartikelherstellerhat Umsatz und Gewinn 2010 vorläufigen, ungeprüften Berechnungen zufolge gesteigert. Das bereinigte Betriebsergebnis verdoppelte sich gegenüber dem Jahr davor fast von 11,96 auf 22,69 Mio. Euro, sagte Finanzvorstand Günter Hagspiel . Das Unternehmen mit Sitz in Kennelbach (Vorarlberg) und einem weiteren Produktionsstandort in Budweis (Tschechien) führt die Ertragssteigerung auf höhere Umsätze im Wintersportbereich und die Umstrukturierungen in den vergangenen Jahren zurück.

Der Nettoumsatz erhöhte sich im abgelaufenen Jahr laut Hagspiel um fast 8 Prozent von 319,05 auf 343,68 Mio. Euro. Die Verkaufserlöse im Wintersportgeschäft kletterten den Unternehmensangaben um 13 Prozent, jene im Tauchsportbereich um knapp 6 Prozent. Weniger dynamisch entwickelt sich der Racketsportbereich, der - bereinigt um Wechselkurseffekte - auf Vorjahresniveau verharrte.

Für das abgelaufene Jahr weist die Gesellschaft nicht-cashwirksame Erträge in Höhe von 3,2 Mio. Euro in Zusammenhang mit aktienbasierten Vergütungen aus, die durch den gesunkenen Aktienkurs während der Periode entstanden seien. Im Jahr davor waren noch nicht-cashwirksame Aufwendungen von 9 Mio. Euro ausgewiesen worden. 2010 verringerte sich die Nettoverschuldung um 7,3 Mio. Euro auf 51,4 Mio. Euro. Mit einem Anteil von 55 Prozent Mehrheitsaktionär des Sportartikelkonzerns ist Unternehmenschef Johan Eliasch.

Kapitalerhöhung

Erst vergangene Woche ist eine bereits angelaufene Kapitalerhöhung des Unternehmens auf massiven Druck der Minderheitsaktionäre hin geplatzt. Infolge der Emission von 199,9 Millionen Stück junger nichtnotierter Vorzugsaktien zum Ausgabepreis von 5 Cent und einem späteren Umtausch in Stämme im Verhältnis 1:5 wäre mit mehr als 1 Milliarde Stück ein Vielfaches der heutigen Aktienzahl (88,2 Millionen Stück) im Umlauf gewesen. Die Aufstockung hätte es Eliasch billig ermöglicht, die anderen Anteilshaber später über eine Zwangsabfindung (Squeeze-out) aus dem Unternehmen hinauszudrängen und die Börsennotiz zu beenden. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) und die Aufsichtsbehörden in London wurden eingeschaltet.

Jetzt muss sich Head um neue Wege zur Beschaffung der angepeilten 10 Mio. Euro einfallen lassen. Das Geld braucht das Unternehmen angeblich für eine Expansion im Sportswear-Bereich und zwei fällige Anleihen in den nächsten drei Jahren. Am 26. Mai findet die Jahreshauptversammlung statt. Der Geschäftsbericht der Head NV 2010 wird Mitte April veröffentlicht.

Die Aktie wird nur schleppend gehandelt. Am Dienstag notierte Head im Mid Market der Wiener Börse bei 48 Cent (plus 4,35 Prozent), für Mittwoch gibt es noch keinen neuen Wert. Vergangene Woche war das Papier angesichts der umstrittenen Kapitalaufstockung zwischenzeitig um 50 Prozent auf 21 Cent abgesackt. (APA)