Mailand - Schlechte Stimmung herrscht derzeit bei der Generali. Nachdem Großaktionär und Verwaltungsratsmitglied Leonardo Del Vecchio (Luxottica) zu Wochenbeginn seinen Rücktritt erklärte und ein weiterer Generali-Großaktionär, Luxusschuhunternehmer Diego Della Valle, den Versicherungspräsidenten Cesare Geronzi offiziell wegen seiner politischen Freunderlwirtschaft und seines Einmischens in die Beteiligungspolitik des Versicherers kritisierte, wurde nun nach einem Kompromiss gesucht. Bei einer Verwaltungsratssitzung wurde am Mittwoch beschlossen, dass Generali die viel kritisierte Beteiligung beim Verlagskonzern Rizzoli Corriere della Sera (RCS) vorerst behält. Es ging aber auch um die Position des im Vorjahr gewählten, achtzigjährigen Präsidenten Cesare Geronzi.

"System Italien"

Tatsache ist, dass die geplante Investitionsstrategie zwischen CEO Giovanni Perissinotto und Geronzi nicht ein und dieselbe sind. Geronzi, mit allen politischen Wassern gewaschen, will in das "System Italien" investieren und kündigte unter anderem auch Investitionen beim umstrittenen Projekt der Hängebrücke von Messina (Sizilien) und Beteiligungen bei Italiens Banken an. Perissinotto zieht eindeutig rentable Investitionen vor. Etwa Immobilien in den USA und China. Bereits die Beteiligung bei der russischen Bank VTB war Perissinotto ein Dorn im Auge.

Die Kluft zwischen BerlusconiFreund Geronzi und dem inzwischen erneuerten Management wird immer größer. Perissinotto ist es gelungen, den Umbau in der Governance bei Europas drittgrößtem Versicherer, Assicurazioni Generali, innerhalb sechs Monate weitgehend abzuschließen. Das Management wurde verjüngt. Offensichtlich hat Perissinotto mit dem von ihm gewollten Umbau auch an Einfluss gewonnen. Der seit Frühjahr 2010 amtierende Präsident Geronzi hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger Antoine Bernheim keine operative Funktion inne. Auch deshalb konzentriert er sich auf das Geschäft der zahlreichen Beteiligungen. Insgesamt macht der Investitionswert bei Generali 40 Mrd. Euro aus. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.2.2011)