Koch Joachim Gradwohl

Foto: Standard/Heribert Corn

Wien - Der Hotelbetreiber Shangri-La ging am Mittwoch in die Offensive und rechtfertigte den überstürzten Rückzug aus Wien mit oft verschobenen Fertigstellungsterminen. Greg Dogan von Shangri-La International: "Am 16. Februar wurde Shangri-La von BAI abermals darüber informiert, dass eine Fertigstellung bis zum damalig vereinbarten Termin, dem 18. Februar, nicht möglich sei und die Übergabe nicht erfolgen könne."

In der BAIsieht man das freilich anders: Die Verzögerungen ergaben sich, weil Shangri-La nicht liefern konnte und selbst im Verzug mit seinen Leistungen war. Glaubt man Insidern, nutzten die Hongkonger Hotelbetreiber ein kurzes Zeitfenster, um den Vertrag zu kündigen, andernfalls wäre ein 20-jähriger Pachtvertrag mit zehnjähriger Verlängerung angelaufen, aus dem die Kette kaum herausgekommen wäre.

Zumindest Spitzenkoch Joachim Gradwohl muss sich wohl keine Sorgen machen: "Das kam so überraschend, ich muss mich erst neu orientieren. Das Wichtigste ist nun, die Mitarbeiter gut unterzubringen." Gradwohl kam Montagnachmittag für eine Besprechung ins Shangri-La-Büro, erst da habe er vom Platzen des Deals erfahren: "Unmittelbar danach wurde auch die Computerleitung an meinem Schreibtisch gekappt."

Für Top-Leute, so Gradwohl, werde es sicher Lösungen geben. Schwieriger sieht es für jene in der zweiten Reihe aus. Für Michael Bauböck etwa, der als Chef de partie vorgesehen war und für das Shangri-La-Angebot seinen Job bei Sternekoch Mario Lohninger in Frankfurt aufgegeben hat: "Ich hänge komplett in der Luft, es gibt keinen Vertrag, habe mich auf das Angebot Gradwohls verlassen." Zwar sei der Start des Projekts kontinuierlich verschoben worden - "jede Woche hieß es, dass es in der nächsten endlich losgehen werde" - trotzdem habe er nie an dem Projekt gezweifelt: "Das Haus steht ja fertig da, Shangri-La ist ein sehr prestigeträchtiger Name" .

Dementsprechend gut sind die jetzt freigesetzten Mitarbeiter ausgebildet. "Es gab laufend Schulungen, damit die Leute sich auf den Standard der Kette einstellen - auch ich habe in der Zeit sehr viel gelernt" , sagt Gradwohl. Laut Christian Schweinzer vom Personalvermittler Black Rock melden sich jetzt viele Shangri-La-Leute. Vertraglich haben nur vergleichsweise wenige etwas in der Hand, was, so Schweinzer "ein Hinweis darauf sein könnte, dass Shangri-La schon länger wusste, dass siesich zurückziehen wollen" . Viele Mitarbeiter hätten sich auf mündliche Zusagen verlassen und "hängen nun in der Luft" .

Konkret haben Mario Plachutta, der demnächst ein Wirtshaus in der Walfischgasse eröffnet und Raphael Dworak, Chefkoch im "Le Loft" des Sofitel erklärt, dass sie einiges Personal von Gradwohl übernehmen können - für alle gilt das aber nicht.

Sacher & Co

Die B&C Immobilienstiftung (ihr gehört auch die BAI) will sich, wie seit längerem bekannt, von ihrem 52-Prozent-Paket an den Imperial-Hotels (Bristol, Imperial) trennen. Im ersten Halbjahr soll entschieden werden, wer die Hotels kauft. Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler ist eine der Interessenten. Alles muss mit Starwoods (halten 47 Prozent) abgestimmt werden. (cr, corti, gra)