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"Ich habe ja geniale Voraussetzungen, weil ich weiß, dass sich für mich nichts ändert. Ob ich gewinne oder nicht, der Felix, der heimfährt, wird definitiv der gleiche sein."

Foto: APA/ Juergen Feichter

Oslo - Felix Gottwald ist am Dienstag zu seinen letzten Nordischen Weltmeisterschaften in Oslo eingetroffen. Österreichs erfolgreichster Olympia-Sportler und achtfacher WM-Medaillengewinner (1-2-5) äußerte sich am Dienstagabend über die besondere WM auf dem Holmenkollen und die Vorteile, die er im dichten WM-Programm und auf der Langlaufstrecke sieht. Zwei WM-Teambewerbe bei Kombinierern und Skispringern findet der 35-jährige Salzburger übertrieben. Ob er das noch fehlende WM-Einzel-Gold noch schafft oder nicht - verändern werde ihn dies nicht.

Haben Sie sich schon eingelebt?

Felix Gottwald: "Ich war mit dem David (Kreiner - Anm.) schon langlaufen. Es ist echt lässig, die Strecke taugt uns sowieso hier. Oslo ist Oslo, das ist etwas Besonderes."

Ist das Kribbeln besonders stark, weil Sie wissen, dass es Ihre letzte WM ist?

Gottwald: "Nein. Das WM-Kribbeln wird bis Samstag von selbst immer mehr, weil es einfach klasse ist, wenn du auf den Weg schauen kannst, den du wieder gegangen bist. Jetzt sind wir froh, dass wir das umsetzen. Es ist toll, weil du weißt, du hast Routine, die Vorbereitung hat gepasst, die Form passt und dann kannst du es genießen."

Was bedeutet Ihnen der Holmenkollen und die besondere Atmosphäre hier?

Gottwald: "Es ist ein Unterschied für alle Beteiligten, ob für Zuschauer, Athleten oder auch für Euch Journalisten, weil nehmen wir Liberec her und nehmen wir Oslo her. Da wird sich bei dem Einen die Begeisterung in Grenzen halten und hier freut man sich jetzt auf ein Skifest. Die leben den Skisport da, es ist winterlich. So wie in Garmisch ist es schwer, wenn es überall grün ist. Ich bin heute hinausgelaufen, da haben sie schon die Zeltstädte in den Wäldern aufgebaut."

Man hat gehört, dass insgesamt 16.000 Zeltplätze vergeben worden sind.

Gottwald: "Ja, das hat etwas. Und die Anlagen sind lässig. Ich kenne die kleine Schanze vom Herbst, da ist es gut gegangen. Und die große ist auch klasse. Die Strecke haben sie ein bisschen verändert, es ist einfach eine Arbeitsstrecke, das ist gut."

War die lange Wettkampfpause zwischen Weltcup und WM eine besondere Herausforderung?

Gottwald: "Natürlich. Es ist für jeden gleich, aber man hat auch Zeit, dass man ein bisschen Grundlagenausdauer macht. Das war wichtig für mich. Und es war wichtig, dass du jetzt die Wettkampfhärte hast und die muss man sich mit Veranstaltungen (wie dem Koasalauf-Anm.) irgendwie aneignen. Am Mittwoch mache ich noch eine richtig scharfe Einheit, dann sollte es passen."

Bei den Olympischen Spielen vor einem Jahr war zwischen dem ersten und zweiten Bewerb eine lange Pause, hier geht es im Zwei-Tages-Rhythmus in vier Bewerbe: Samstag, Montag, Mittwoch, Freitag. Wie gefällt Ihnen das?

Gottwald: "Das ist ideal. Gott sei Dank ist es so, weil dann zählt auch ein bisserl die Substanz, die man sich durch die Trainingsjahre und konstantes Training erarbeitet hat. Da werden dann schon ein paar müde werden gegen Schluss, aber mir taugt's."

Es gibt erstmals zwei Team-Bewerbe in der Kombination: Finden Sie das überhaupt notwendig und gibt es da einen Unterschied?

Gottwald: "Es ist kein Unterschied und ich finde es auch nicht notwendig. Es ist halt so, da hat uns auch keiner gefragt. Ich finde es übertrieben, auch bei den Springern. Klar, es ist eine Medaille mehr und am Ende fragt keiner, wie viele Bewerbe da waren. Nur es ist irgendwie, als ob du gleich die Revanche der Revanche hast."

Was kann man zum Streckenprofil der WM-Loipen sagen? Gibt es ein besonderes Kriterium?

Gottwald: "Es sind die Verhältnisse interessant, bei minus elf Grad ist der Schnee relativ stumpf, da muss man immer etwas dazutun. Das Profil ist so, dass es vom Start immer in leichten Übergängen steigt und dann folgt ein Anstieg mit oben einer flachen Passage, wo man richtig das Tempo hochhalten kann. Nach einer Abfahrt folgt der letzte Anstieg ins Stadion hinein. Der Zieleinlauf ist eine gefinkelte Sache, wie man da das Rennen auslegt. Du hast alle Varianten, als guter Läufer kannst du sicher etwas rausholen."

Sie sind in Ihrem Sport extrem erfolgreich gewesen - nur Einzel-WM-Gold fehlt. Was muss passieren, dass Felix Gottwald Oslo zufrieden verlässt?

Gottwald: "Ich habe ja geniale Voraussetzungen, weil ich weiß, dass sich für mich nichts ändert. Ob ich gewinne oder nicht, der Felix, der heimfährt, wird definitiv der gleiche sein. Ich habe nie angefangen, Statistiken aufzupolieren, sondern ich möchte meine Leistung abrufen können. Wenn mir das gelingt, weiß ich, dass ich sehr gut dabei sein kann. Dann möchte ich nicht gegen mich selbst laufen müssen."

Sie sprechen immer von der Lebensuniversität Sport: Was haben Sie denn seit Ihrem Neustart (nach zwei Jahren Pause-Anm.) noch dazulernen dürfen?

Gottwald: "Es sind schon viele Facetten. Ich habe einen komplett anderen Zugang, obwohl der Zugang früher auch schon klasse war. Aber es ist noch freier, es ist noch mehr Genuss als es vorher war. Dazulernen tut man unweigerlich, das bringt das Leben an sich mit. Die Phase, wo du dir das Schulterblatt brichst und du darfst dich zurückarbeiten und wieder gewinnen. Da durchlebst du schon Gipfel- und Tal-Gefühle an einem Tag."

Vor zwei Jahren waren sie als ORF-Kommentator "außerhalb der Glaskugel" wie Sie es einmal formuliert haben, jetzt sind Sie wieder in der Glaskugel des Sports. Können Sie sich wieder vorstellen, einmal auf die andere Seite zurückzukehren?

Gottwald: "Die Glaskugel des Spitzensports, das ist mir klar, ist ein bisschen eine geschützte Werkstätte. So etwas wie früher mit dem ORF, die Zeit werde ich mir nicht mehr nehmen."

Ist eine andere Funktion, um der Nordischen Kombination Impulse zu geben, für Sie vorstellbar?

Gottwald: "Kurz und mittelfristig habe ich definitiv andere Pläne. Ich möchte den Schritt aus dem Kombinations-Fahrwasser machen." (APA)