Die Geschichte klingt wie der Albtraum jedes Sozialpolitikers: Ein Unternehmen in der boomenden Pflegebranche beschließt, bei seinen Mitarbeitern zu sparen, und stellt der Hälfte der Belegschaft Änderungskündigungen zu. Die Mitarbeiterinnen - es handelt sich großteils um Frauen, oft um Teilzeitkräfte - müssen entweder einen ordentlichen Einkommensverlust hinnehmen, oder sie sind ihren Job los. Und das alles ist nicht die Idee irgendeines neoliberalen Unternehmensberaters: Die Sozial Global AG, die fast 400 ihrer 800 Mitarbeiter zum "Umstieg" in einen anderen Kollektivvertrag bewegen will, steht im Eigentum eines Vereins der Wiener SPÖ-Frauen.

Man müsse konkurrenzfähig bleiben, lautet die sinngemäße Begründung von Sozial Global, übrigens nicht dem ersten Unternehmen, das am Wiener Pflegesektor ums Überleben kämpft. Also wird bei den Mitarbeitern gespart; das qualifizierte Personal, das alle wollen, zieht man so aber sicher nicht an.

Die schönen roten Sonntagsreden von den Rechten der Arbeitnehmer, vom besseren Gehalt für Frauen, sie alle scheinen bedeutungslos zu sein, wenn es um die Kassa eines parteinahen Unternehmens geht. Gerade die Wiener SPÖ-Frauen sehen sich gern als Paradefeministinnen. Eine ziemlich unglaubwürdige Positionierung, wenn sie ihre Prinzipien nicht einmal in ihrem unmittelbaren Einflussbereich durchhalten. (Andrea Heigl, DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2011)