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Klinische Forschung schneidet in Analysen gut ab.

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Zu wenig Geld ist in Sachen Forschungsförderung in Österreich derzeit eine stehende Redewendung, aber ein Fortschritt für einen der prominentesten Bereiche der Wissenschaft kündigt sich hierzulande an: Im Rahmen einer "experimentellen Ausschreibung" wird der Wissenschaftsfonds (FWF) Geld für Klinische Forschung zur Verfügung stellen. "Für die erste Runde sind dafür drei Millionen Euro vorgesehen", sagte Projektentwickler Rudolf Novak.

Der Hintergrund: Im Vergleich zur Grundlagenforschung schnitt die Klinische Forschung - das ist medizinische Forschung an Patientengruppen - bisher bei den Anträgen sehr schlecht ab. Novak gibt zu: "Die klinische Forschung ist beim FWF unterrepräsentiert. In den letzten zwölf Jahren stammten nur ca. zwei Prozent aller Anträge aus diesem Bereich; die Erfolgschance lag bei weniger als der Hälfte des FWF-Durchschnitts."

Zitationsanalysen zeigten dem gegenüber, dass die Klinische Forschung nach den Fächern Mathematik und Physik zu den drei leistungsstärksten wissenschaftlichen Gebieten in Österreich zählt. Novak meint: "Wir werten das als Hinweis darauf, dass FWF-Fördermöglichkeiten bisher für den Bereich der Klinischen Forschung nicht adäquat genutzt werden konnten." Auch aus der zunehmend aktiven Biotech-Szene Österreichs kam in den vergangenen Jahren zunehmend der Wunsch nach besseren Förderungsmöglichkeiten.

Lücke in der Förderung

Der Normalfall: An einer Medizinischen Universität wird ein neues potenzielles Ziel für die Therapie einer Krankheit entdeckt. Dank Biotechnologie wird ein dafür geeignetes Protein produziert, patentiert und im Rahmen eines von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS) Start-up-Unternehmens weiterentwickelt. Bisher ging die Förderung mit der Erprobung an Patienten zu Ende.

Doch Phase-I-Studien an Gesunden sowie Dosisfindung und Beweis der Machbarkeit in einer größeren Phase-II-Studie bringen erst jene Erkenntnisse, die wirkliche Werte für eine eventuelle Lizenzierung an ein größeres Biotech- oder Pharmaunternehmen schaffen.

Bei der neuen Ausschreibung ging man im Wissenschaftsfonds schrittweise vor: Zunächst wandte man sich an die medizinische Forschungsgemeinde Österreichs mit der Bitte um einen "Letter of Intent" für das Einreichen eines Förderungsantrags. FWF-Mann Nowak: "Da kamen gleich 325 Briefe herein. Das wäre eigentlich ein Fördervolumen von rund 65 Mio. Euro." Angesichts dieses Interesses sei es besonders schmerzlich, dass deprimierend wenig Geld zur Verfügung stehe, gegenwärtig sind es nur drei Millionen Euro. Der FWF verfügt derzeit über ein Fördervolumen von insgesamt 150 Millionen Euro pro Jahr.

Die Chancen auf Bewilligung stehen dementsprechend schlecht: Bis zum Ende der Einreichfrist am 31. Jänner gingen rund 180 Anträge ein; das beantragte Fördervolumen beläuft sich auf etwa 40 Mio. Euro. Es werden also nicht einmal zehn Prozent nach der letzten Jurysitzung am 7. Juni gefördert. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 23.02.2011)