Der EU-Kommissar für Regionalpolitik Johannes Hahn dürfte im Zuge der Guttenberg-Plagiats-Affäre auch noch einmal mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert werden. "Plagiatsjäger" Stefan Weber will Hahns Arbeit mit neuen technischen Methoden noch einmal überprüfen, berichtet diePresse.com. Weber sagt, er werde das im Auftrag einer parlamentarischen Partei tun, die ihm einen "offiziellen Rechercheauftrag" dazu erteilt.

Der grüne Abgeordnete Peter Pilz bestätigt, er habe mit Weber vertraglich vereinbart, jede Zeile der Dissertation auf mögliche inhaltliche Plagiate zu überprüfen, teilte Pilz am Dienstag der APA mit. Weber solle sowohl eine umfassende Text- als auch eine Quellenanalyse vornehmen. Bis Mitte April sollen erste Ergebnisse vorliegen. Pilz zahlt Weber dafür ein "marktübliches Honorar".

Pilz sieht "starke Indizien" für Plagiat

Pilz hält es für durchaus möglich, "dass Hahn unser Guttenberg sein könnte". Der Grüne Abgeordnete verweist darauf, dass Weber sich die Dissertation Hahns zum Thema "Perspektiven der Philosophie heute - dargestellt am Phänomen Stadt" bereits im Jahr 2002 stichprobenartig angesehen hat. Schon damals habe er Hinweise auf mögliche Plagiate gefunden, das seien "starke Indizien". Nun gebe es neue technische Möglichkeiten, um dies besser untersuchen zu können.

Nach Ansicht von Pilz sollte Hahn nun selbst entscheiden, ob er während der laufenden Prüfung seinen Titel ruhen lässt. Sollte sich dann der Vorwurf gegen Hahn bestätigen, müsste ihm der Titel aberkannt werden. In diesem Fall sähe Pilz auch politische Konsequenzen vorprogrammiert. Jemand, der der Fälschung überführt werde, "kann kein hohes politisches Amt ausüben".

Hahn hatte 1987 seine Dissertation an der Universität Wien eingereicht. Nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt als Wissenschaftsminister 2007 hatte ihm Weber vorgeworfen, dabei "absolut schlampig gearbeitet" und "seitenweise abgeschrieben" zu haben. Die Uni Wien ging den Vorwürfen nach, verzichtete letztendlich aber auf die Einleitung eines Plagiatprüfungsverfahrens, weil Hahn nie fremdes geistiges Eigentum als sein eigenes ausgegeben habe. (APA/red, derStandard.at, 22.2.2011)