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Verwaister Kurs von Bahrain.

Foto: APA/EPA/Willams

Berlin -Köln/Manama - Die erste Absage eines WM-Laufs in der 61-jährigen Geschichte der Formel 1 aus politischen Gründen hat Bernie Ecclestone am Dienstag "als einzig mögliche Entscheidung" bezeichnet, "wenn man sich anschaut, was in dieser Region der Welt gerade passiert". Der 80-jährige Brite hat die Entscheidung Kronprinz Salman ibn Hamad ibn Isa Al Chalifa überlassen. "Er war derjenige, der letztendlich sagen musste, dass sie es nicht machen können. Er hat mich gefragt, ob ich dem zustimme."

Hätte Ecclestone himself das Rennen am 13. März abgesagt, wären dem Chef-Promoter der Formel 1 und den Teams wohl 35 Millionen Dollar verlorengegangen, die Bahrain als Gastgeber des Rennens der Formel 1 als Startgeld überweisen muss. Aufkommende Kritik, Ecclestone habe Bahrains Kronprinzen die Entscheidung über eine Absage nur überlassen, um das Geld zu retten, ließ er nicht zu. "Mit Geld hat das nichts zu tun - in solchen Fällen reden wir nicht über Geld."

Die Zeitung Daily Telegraph ließ kein gutes Haar an Ecclestone. "Dass die Verantwortlichen in Bahrain von allein ihren eigenen Großen Preis absagen mussten, damit niemand sonst die Verantwortung übernehmen muss, zeigt, dass der Sport in einem moralischen Vakuum operiert."

Schon im Vorjahr war die Formel-1-Premiere in Südkorea - allerdings aus logistischen Gründen - knapp vor der Absage gestanden. "Das ist die F1 der heutigen Zeit", schrieb die italienische Sporttageszeitung Corriere dello Sport. "Sie hängt vom Geld der asiatischen Wirtschaft ab und spürt die Winde und die Turbulenzen in Gebieten, in denen es junge oder gar keine Demokratien gibt."

Die Formel-1-Teams zeigten geschlossen Verständnis für die Absage. "Wie so viele meiner Kollegen finde auch ich, dass die Absage eine gute Entscheidung war", sagte Rekordweltmeister Michael Schumacher. Red-Bull-Teamchef Christian Horner nannte den Beschluss "richtig". Bahrain habe im Moment größere Dinge zu regeln als die Formel 1.  Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug sagte: "Wir begrüßen und unterstützen diese Entscheidung."

Es sei natürlich enttäuschend für alle, die an der Organisation des Rennens beteiligt seien, "aber es ist klar, dass ein Rennen in Bahrain zu diesem Zeitpunkt und unter den gegebenen Umständen unangebracht gewesen wäre", sagte der Vorsitzende von Williams, Adam Parr. Er und auch Horner äußerten die Hoffnung, nach Bahrain zurückkehren zu können, wenn es die Lage wieder zulässt. "Wir denken, dass die Entscheidung des Kronprinzen weise ist, und sie hat unsere volle Unterstützung", meinte Lotus-Renault-Teamchef Eric Boullier.

Auch Rekordweltmeister Michael Schumacher hat die Absage des Formel-1-Auftakts wegen der Unruhen in Bahrain begrüßt. "Wie so viele meiner Formel-1-Kollegen finde auch ich, dass die Absage der Veranstaltungen in Bahrain eine gute Entscheidung war", schrieb der 42 Jahre alte Mercedes-Pilot am Dienstag auf seiner Homepage. "Die Menschen haben dort momentan wirklich wichtigere Themen als die Formel 1, die natürlich Priorität haben", so der siebenfache Weltmeister. Schumacher hatte 2004 noch im Ferrari die Premiere in Bahrain gewonnen.

Noch offen ist, ob das Rennen Anfang November nachgeholt wird. "Wir müssen die Situation erst abwarten", sagte Ecclestone, die Formel 1 habe sich "noch nie" in politische Angelegenheiten eingemischt. Es sei Aufgabe des Kronprinzen, "das Land auf den richtigen Weg zu bringen".

Ob der verspätete Saisonauftakt am 27. März in Australien ein Nachteil für die bei den letzten Testfahrten starken Teams Red Bull und Ferrari ist, wird sich noch weisen. "Wir gewinnen Zeit", stellte McLaren-Pilot Lewis Hamilton fest. (krud, sid, APA)