Bild nicht mehr verfügbar.

E-Government: Beim Angebot ist Österreich an der Spitze, bei der Benutzerfreundlichkeit hapert es noch.

APA

2010 lag Österreich am europäischen Spitzenrang bei der Verfügbarkeit von Online-Behördenwegen. Die heimische Verwaltung darf sich allerdings nicht allein auf die Schultern klopfen: Auch den Bürgern und Unternehmen in Irland, Italien, Malta, Portugal und Schweden steht ein gleich breites Spektrum an Online-Amtsgängen zur Verfügung.

"Das Leben erleichtern"

Der gestern von der EU-Kommission vorgelegte "Bericht zum 9. europäischen eGovernment-Benchmark" zeigt einen europaweiten Aufwärtstrend beim Zugang zu offiziellen Dienstleistungen. Um sie über Ländergrenzen hinweg vergleichen zu können, legte die Kommission ein Sample mit 20 wichtigen öffentlichen Basisdiensten fest: Unter anderem sind das die Suche nach einem Arbeitsplatz, die Unternehmensgründung, die Immatrikulation an einer Hochschule und die jährliche Arbeitnehmerveranlagung.

Der Durchschnitt der EU-27 lag im Vorjahr bei 82 % an Dienstleistungen, die online abgewickelt werden können – das entspricht einem Anstieg von 13 Prozentpunkten gegenüber 2009. Während Österreich die Quote von 100 zu erreichenden Punkten vollständig erfüllte, rangieren am unteren Ende der Liste Island (58 %), Zypern (55 %) und Griechenland (48 %). "Die Mitgliedstaaten, die öffentliche Basisdienstleistungen nun vollständig online zugänglich machen, können das Leben ihrer Bürger und Unternehmen erheblich erleichtern und dabei auch ihre eigenen Kosten senken", sagte dazu die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Kommission, Neelie Kroes.

Auch am virtuellen Amt herrscht Verdruss

Wer aber glaubt, der Bürokratie und mangelnden Bürgernähe des persönlichen Parteienverkehrs zu entkommen, ist online nicht zwangsläufig besser bedient. Denn auch wenn Österreich bei der Verfügbarkeit den Sollwert erfüllt, hapert es noch an der Benutzerfreundlichkeit: Der Amtsschimmel hierzulande erreichte beim Parameter Usability nur die Hälfte der möglichen Punkte, das EU-Mittel lag hingegen bei 79 %.

Demenstprechend wundert es wenig, dass es bei der tatsächlichen Nutzung online verfügbarer Amtswege noch Luft nach oben gibt: Nach Zahlen der Statistik Austria suchten im Vorjahr zwar 45,1 % aller Österreicher auf Websites von Behörden und Ämtern nach Informationen, aber nur 33,1 % luden sich die nötigen Formulare auch auf den heimischen Rechner. Gerade einmal 20,3 % nutzten den Rückkanal und wickelten private Behördenwege per Formular-Upload vollständig online ab.

Der Aktionsplan soll helfen

Verbesserungsbedarf herrscht zudem bei den Angeboten für Unternehmen. Bei der Vergabe öffentlicher Aufträge (E-Procurement) schafft Österreich nur eine Verfügbarkeitsquote von 72 %, während Estland, Irland, Litauen, Malta und Slowenien den Maximalwert erreichen. Auch bei der Nutzung der Services sind österreichische Unternehmen nur Mittelmaß: Exakt drei Viertel aller heimischen Gewerbetreibenden nahmen 2010 E-Government-Dienste in Anspruch, das entspricht gleichzeitig dem EU-Durchschnittswert.

Eine Verbesserung dieser Zahlen verspricht sich Manfred Matzka, Präsidialchef im Bundeskanzleramt, vom E-Government-Aktionsplan 2011-2015: "Um die Potentiale von E-Government ausschöpfen zu können, müssen unsere Kunden über die Möglichkeiten informiert und zur Nutzung der modernen Services befähigt werden". Der im Dezember von der EU vorgestellte Katalog sieht bis 2015 die Umsetzung von vierzig konkreten Maßnahmen vor, etwa die stärkere Einbindung von Bürgern und Unternehmen in politische Entscheidungsprozesse, die grenzübergreifende Anerkennung von elektronischen Identitäten und offene Spezifikationen sowie Interoperabilität der Systeme. (mm, derStandard.at, 22.2.2011)

Der WebStandard auf Facebook