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Derzeit beliebter als Nicolas Sarkozy: Dominique Strauss-Kahn

Foto: REUTERS/Charles Platiau

Dominique Strauss-Kahn hatte sich für seine dreitägige Visite einen Medienschlachtplan zurechtgelegt: Samstag ein Blitzlichtgewitter am G20-Gipfel, Sonntag geschlagene zehn Minuten Haupttagesschau und Montag ein dreiseitiges Interview in der meistgelesenen Landeszeitung Le Parisien. Und was hatte der Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Paris zu sagen? Eigentlich nichts.

Die technischen Ausführungen des IWF-Chefs zur Lage der Weltwirtschaft interessierten jedenfalls kaum jemanden - die Franzosen wollten Antwort auf eine Frage: "Werden Sie bei den Präsidentschaftswahlen 2012 antreten?"

"DSK", wie der 59-jährige Sozialist in Frankreich genannt wird, erwiderte mit Verweis auf seine Amtsvorgabe: "Ich kann keine Fragen zur französischen Innenpolitik beantworten." Umso mehr bemühte er sich bei den anderen Fragen, seine Volksnähe herauszustreichen, um sein Technokratenimage loszuwerden.

Ein perfekter Wahlkampfauftritt des ehemaligen Wirtschaftsministers, der in den Meinungsumfragen mit 61 Prozent der Stimmen bequem vor Nicolas Sarkozy liegt.

Allein wenn er seine Kandidatur bekanntgibt, verliert er seinen Topjob in Washington. Seine Gattin Anne Sinclair, eine bekannte TV-Journalistin, erklärte dafür Anfang Februar in einem Pariser Wochenmagazin vielsagend, sie wünsche nicht, dass ihr Gatte ein zweites IWF-Mandat ab Ende 2012 anstrebe. DSK fügte Montag an, ihre Meinung sei ihm "wichtig".

Ebenso wichtig ist, dass in den nächsten Wochen gleich mehrere Biographien über Strauss-Kahn erscheinen werden, an denen der Portraitierte selber mitgewirkt hatte. Millimetergenau war auch sein mediales Wochenende in Paris geplant gewesen: Die Parisien-Leser, die Strauss-Kahn in der Redaktion begrüßte, wurden nachher ungefragt auf eine lange Betriebsführung durch die Druckerei geschickt, damit sie den wartenden Journalisten nicht spontan Auskunft geben konnten.

Die Rechte reagierte auf diese geballte Medienattacke genervt, teils sogar aggressiv. Regierungssprecher François Baroin sprach von einer "Boulevardkomödie" und platzte heraus: "Natürlich ist er Kandidat!" Vergangene Woche hatte UMP-Fraktionschef Christian Jacob bereits erklärt, Strauss-Kahn entspreche nicht dem "Bild des ländlichen Frankreichs, des geliebten Frankreichs der Scholle und des Bodens." Strauss-Kahns Sekundanten, die sich weniger Zurückhaltung auferlegen müssen, machen in diesen Äußerungen "antisemitische Anleihen" aus.

Der Schlagabtausch gibt zweifellos einen Vorgeschmack auf die kommende Präsidentschaftskampagne. Die Sozialisten müssen bis Juli zuerst noch ihren eigenen Kandidaten bestimmen. (Stefan Brändle aus Paris, STANDARD-Printausgabe, 22.02.2011)