Bregenz - Es brodelt in Vorarlbergs Skischullandschaft. Seit die Gebietskrankenkasse die Anstellung der Skilehrer einfordert, geht eine tiefe Kluft durch den SkilehrerVerband, der eigentlich ein Skischulleiter-Verband ist. Obmann Erich Melmer strapaziert gegen die Versicherungspflicht Rechtsgutachten. "Weil des ein Drama ischt, uns springen ja die ganzen guten Leut davon."

Die Zahl der Verbandsmitglieder sei seit der Vorsaison um 500 gesunken. Laut Melmer hat der Skilehrerverband (Mitgliedschaft ist zur Anerkennung notwendig) nur noch 1700 zahlende (Pflicht)Mitglieder.

Nicht alle Skischulen machen beim Kampf gegen die GKK mit. "Dieses Risiko gehen wir im Montafon nicht ein", sagt Paul Romagna, Leiter der Schneesportschule Golm. Er entlohnt seine Lehrer mit Grundgehalt plus Gewinnbeteiligung. Zur Finanzierung erhöhte man die Kurspreise um 15 Prozent. Nächstes Jahr wird noch einmal erhöht, "dann haben unsere Leute wieder das gleiche Einkommen wie vorher".

Zwölf Skischulen stellen Lehrer an

Einzig die Skischule Zürs habe bis jetzt von der GKK einen Feststellungsbescheid verlangt, sagt GKK-Vizedirektor Johannes Simma. "Die wollen, dass wir feststellen, dass alle Skilehrer selbstständig sind, dann werden sie den Instanzenweg beschreiten." Zwölf der 37 Skischulen hätten ihre Skilehrer angestellt, vier nähmen eine Personalleasingagentur in Anspruch, räumt Melmer ein. Der Rest wartet auf Kontrollen der GKK.

In der Skischule Oberlech wurde es der Belegschaft zu bunt. Sie gründete den ersten Skischul-Betriebsrat Österreichs. "Weil die Leute durch den vertragslosen Zustand komplett in der Luft hängen", sagt der Anwalt der Lehrer, Andreas Brandtner. Die GKK sei der falsche Ansprechpartner für Kritik, "die kann nicht anders, sie hat die Vorschriften zu erfüllen".

"Agenturlösung"

Brandtner hofft auf das neue Skischulgesetz: "Es sollte die Möglichkeit von Agenturlösungen bieten." Was in der Praxis bedeuten würde: Selbstständige Skilehrer zahlen Provisionen an Agenturen oder gründen solche. Sport- und Legistiklandesrat Siegi Stemer (ÖVP) ist nicht abgeneigt, über solche Ein-Mann-Skischul-Modelle zu reden, die es in anderen Bundesländern schon gibt.

Für Nicolaus Winterstein, Interessenvertreter der Staatlichen Skilehrer, eine längst fällige Anpassung. Schließlich entspreche das Vorarlberger Gesetz weder der Verfassung noch EU-Recht. Einmannskischulen müssten laut Stemer aber "in die örtliche Infrastruktur eingebettet werden". Verbandschef Melmer will davon nichts hören: "Einzelskilehrer sind der Todesstoß für das Skischulsystem. Dann geht's wieder zu wie vor 75 Jahren, da haben sich Vorarlberger und Tiroler Skilehrer am Bahnhof Langen um die Gäste geprügelt." (Jutta Berger, DER STANDARD-Printausgabe, 22.2.2011)