Wenn die ÖBB die Übernahme der Großbaustelle Brennerbasistunnel in ihr Bauprogramm verweigert, ist das ein guter Anfang. Nun sollten weitere Aktionen folgen, denn verkehrswirtschaftlich zweifelhaft ist nicht nur die Röhre zwischen Innsbruck und Franzensfeste. Auch dem Koralmtunnel fehlt es an Fahrgastzahlen und Wirtschaftlichkeit. Vom Semmeringtunnel ganz zu schweigen - der war ökonomisch sinnvoll, solang es den Eisernen Vorhang gab. Und das ist, für jene, die es nicht bemerkt haben, seit 21 Jahren nicht mehr der Fall. Personen- und Güterverkehr sind im EU-Binnenmarkt grenzenlos, und es wäre billiger, Bahngleise in Ungarn mit EU-Geld zu bauen, um über den Osten nach Graz zu fahren.

Aber billig ist beim Bahnausbau in Österreich bekanntlich keine Kategorie. Gefragt ist, was teuer, nicht was sinnvoll ist. So ist es logisch, dass dem Aufstand des Bahnchefs keine Debatte über Zukunftsprojekte folgt. Im Gegenteil, Widerstand wird erstickt, weil niemand wahrhaben will, dass die Tunnels, in denen die Bahn nicht einmal die Betriebskosten verdient (geschweige denn Kapital und Zinsen), leere Geisterbahnen sein werden. Dafür bleibt die Bahn im Schuldenloch, das selbst dann nicht zu stopfen wäre, würden alle 43.000 Eisenbahner gekündigt.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann glauben die Tiroler weiterhin ans Märchen von ihrer Geisterbahn, in der sich ihre Lärm-und Abgasprobleme in Löchern auflösen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.2.2011)