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Grafik: APA

Trotz maroder öffentlicher Haushalte, geben Staaten pro Jahr rekordverdächtige 290 Milliarden Euro für Waffen aus. Vor allem der anhaltende Trend zur Auslagerung militärischer Dienstleistungen bringt Anbietern Geld.

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Wien/Stockholm - Wieviel ein Staat für sein Militär ausgibt, hat nicht zwingend etwas damit zu tun, ob die Finanzlage des Landes in Ordnung ist. Bestes Beispiel ist Griechenland. Das Land steuert auf einen Verschuldensgrad von 150 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes zu und zählt trotzdem nach wie vor zu den zehn größten Waffenimporteuren der Welt. Vier Prozent, der weltweit von Staaten eingekauften Waffen, entfallen auf die hellenische Republik.

Was für Griechenland zutrifft, hat auch im globalen Maßstab seine Gültigkeit. Denn trotz der Wirtschaftskrise hat die weltweite Rüstungsindustrie deutlich zugelegt. Im Jahr 2009 haben die führenden 100 Unternehmen ein Umsatzplus von acht Prozent erzielt worden, teilte das Friedensforschungsinstitut Sipri in Stockholm am Montag mit. Der Umsatz im legalen Waffenhandel beläuft sich auf 401 Milliarden Dollar (etwa 290 Milliarden Euro).

Dass die Rüstungsindustrie sich weitgehend krisenresistent zeigt, hat für Sipri-Expertin Susan Jackson zwei Gründe. Viele der Aufträge für die Produktion von Flugzeugen, Panzern und Rüstungelektronik haben mehrjährige Laufzeiten, sind also nicht so schnell stornierbar, sagt Jackson dem Standard. Deshalb könnten auch in den kommenden zwei Jahren die Folgen der Krise begrenzt bleiben. Zugleich haben einige Staaten ihre Ausgaben für Waffen offenbar erhöht. Die USA beispielsweise bekämen den Materialverschleiß der Kriege in Afghanistan und Irak erst jetzt voll zu spüren. So ist es nicht verwunderlich, dass vor allem US-Großkonzerne viele Neuaufträge erhalten haben: Lockhead Martin konnte seine Umsätze beispielsweise von 29,8 auf 32,3 Milliarden Dollar steigern, Boeing von 29,2 auf 32,3.

Dass es der Waffenindustrie insgesamt gut geht und sich die Umsätze seit 2002 sogar um 57 Prozent gesteigert haben, liegt aber auch am anhaltenden Trend zur Auslagerung von militärischen Dienstleistungen, so Jackson. Insbesondere im Irakkrieg haben die USA massiv auf private Militärfirmen vertraut. Inzwischen haben die US-Kampftruppen den Irak verlassen, was einige Unternehmen längerfristig schmerzhaft zu spüren bekommen könnten. KBR, einer der größten Dienstleister für das Pentagon, meldete zuletzt beispielsweise bereits einen Umsatzrückgang.

Doch noch wächst das Geschäft mit ausgelagerten Dienstleistungen im Militärsektor. So gaben die Staaten laut Sipri vermehrt Aufträge an externe Unternehmen zur Wartung von Flugzeugen und Panzer. Auch bei der Ausbildung von Soldaten setzten viele Staaten auf externe Fachkräfte. (szi, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.2.2011)