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Grafik: APA

Das Verhältnis zwischen Tripolis und Rom könnte schlechter sein, immerhin stand Libyen von 1911 bis 1947 unter teils sehr repressiver italienischer Kolonialherrschaft. Aber die Realpolitik ist eine andere, vor allem seit 2003 die Sanktionen wegen des Lockerbie-Attentats aufgehoben wurden. Heute ist Italien wichtigster Wirtschaftspartner des Wüstenstaates. Allein 32 Prozent der Erdölexporte gehen an den Nachbarn im Norden.

Nochmals intensiviert wurden die Beziehungen ab 2008, als der libysche Staatschef Muammar Gaddafi und der italienische Premier Silvio Berlusconi einen "Freundschaftsvertrag" schlossen. Für die Hilfe Libyens bei der Bekämpfung illegaler Migrantenströme - laut Außenministerium in Rom läuft die Hauptroute über Libyen - zeigte sich Italien mit großzügigen Infrastrukturmaßnahmen erkenntlich: So verpflichtete sich Rom zu Milliardeninvestitionen und baut u. a. eine 1700 Kilometer lange Autobahn.

Die Zahlen für den bilateralen Handel unterliegen naturgemäß vor allem dem Rohölpreis. So fiel 2009 die Bilanz mit elf Milliarden Euro wegen niedriger Rohstoffpreise bloß halb so hoch aus wie noch im Jahr zuvor.

Doch Libyen führt nicht nur Öl aus, sondern importiert auch aus Italien Güter. 2009 machte das 2,1 Milliarden Euro aus, über 28 Prozent des Volumens betrafen raffinierte Ölprodukte, gefolgt von Maschinenimporten (22 Prozent).

Als Investor fällt Libyen in Italien vor allem durch einen 7,5-Prozent-Anteil bei der Bank UniCredit auf. Der Einstieg des libyschen Staatsfonds Lia wurde in Rom übrigens zur Staatsaffäre und kostete UniCredit-CEO Alessandro Profumo 2010 den Job.

Zwei Prozent des Industrieriesen Finmeccanica sind ebenfalls libysch, weitere Anteile sind beim Ölkonzern Eni und beim Autobauer Fiat verzeichnet. Der ultimative Freundschaftsbeweis: Beim Traditions-Fußballklub Juventus Turin sitzt mit Kahled Fareg Zentuti ein Vertrauensmann Gaddafis im Aufsichtsrat. (gian, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.2.2011)