Blick in Richtung Milchstraßenzentrum. NASA-Astronomen schätzen die Planeten-"Bevölkerung" unserer Heimatgalaxis auf mindesten 50 Milliarden.

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Die Grafik veranschaulicht, wie klein der Ausschnitt der Milchstraße ist, den "Kepler" nach Planeten durchsucht.

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"Keplers" Suchbereich am Nachthimmel vor dem Hintergrund der Milchstraße.

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Washington - Das NASA-Weltraumteleskop "Kepler" durchsucht nun bereits seit bald zwei Jahren einen Teil der Milchstraße nach extrasolaren Planeten und hier insbesondere nach solchen, die der Erde gleichen. Das 95-Zentimeter-Auge konzentriert sich auf einen bestimmten Ausschnitt des Nachthimmels mit rund 150.000 Objekten im Sternbild Schwan und achtet dabei auf Helligkeitsschwankungen im Licht der jeweiligen Sterne, die das Vorhandensein etwaiger Planeten verraten. Damit ihm die Erde nicht einen Teil der Sicht nimmt, wurde "Kepler" in einen Orbit um die Sonne plaziert.

Wie erfolgreich "Kepler" bei seiner Suche nach erdähnlichen Planeten bereits war, hat die NASA vor rund zwei Wochen in Zahlen gefasst: seit Missionsbeginn wurden demnach 1.235 Planetenkandidaten ermittelt, davon kreisen 54 potentielle Planeten in der habitablen Zone und 68 weisen annähernd Erdgröße auf. Von diesen Kandidaten könnten sich fünf annähernd erdgroße Planeten in der lebensfreundlichen Zone befinden - die Betonung liegt auf könnten, denn eine Bestätigung für "Keplers" Messungen liegt noch nicht vor. Darüber hinaus gibt es Kandidaten für 288 Supererden, 662 Objekte von der Größe Neptuns, 165 Jupiters und 19 Planeten, die größer sind als Jupiter. Tatsächlich entdeckt hat "Kepler" inzwischen 15 Exoplaneten.

Vorsichtige Schätzung

Anhand der Daten dieser ersten beiden Missionsjahre haben Astronomen nun eine vorsichtige Hochrechnung gewagt, wieviele Planeten in der gesamten Milchstraße vorhanden sein könnten - und die Zahlen sind beeindruckend: Den Schätzungen zufolge bevölkern möglicherweise rund 50 Milliarden Planeten unserer Galaxie.

Auf Basis dieser Zahl und der von "Kepler" bisher registrierten potentiellen Planeten in der habitablen Zone, könnte es in der Milchstraße rund 500 Millionen Exoplaneten geben, die in einem Bereich liegen, die eine Form von Leben nicht von vornherein ausschließt, meint der wissenschaftliche Leiter der Mission, William Borucki. Freilich sind die Schätzungen zu diesem Zeitpunkt noch mehr als vage, immerhin gründet sich die Hochrechnung auf die Durchsuchung eines Himmelsausschnitts, der erst ein Vierhundertstel dessen ausmacht, was "Kepler" insgesamt scannen soll.

Umgerechnet könnte also einer von zwei Sternen einen Planeten besitzen und einer von 200 würde in der habitablen Zone zu finden sein. Borucki und seine Kollegen betonen, dass es sich beim Ergebnis ihrer Hochrechnungen durchaus um ein Minimum handeln könnte, denn bisherige Entdeckungen weisen darauf hin, dass Sterne üblicherweise mehr als einen Planeten haben. Außerdem würde "Kepler" aller Wahrscheinlichkeit nach so Manches "übersehen". Würde "Kepler" beispielsweise aus einer Entfernung von 1.000 Lichtjahren in Richtung unserer Sonne blicken und dabei die Venus bemerken, dann liege die Wahrscheinlichkeit nur bei etwa einem Achtel, dass der Planetensucher auch die Erde entdeckt.

Die Astronomen sind jedenfalls optimistisch: Angesichts dieser Zahlen sei es keineswegs vermessen anzunehmen, dass das Universum mehr als nur einen Planeten kennt, auf dem sich Leben entwickelt hat. Der US-Astronom Seth Shostak glaubt aufgrund der bisherigen "Kepler"-Ergebnisse, dass im Umkreis von 1.000 Lichtjahren mindestens 30.000 Planeten in der habitablen Zone ihres Muttersterns kreisen. (red)