Athen/Wien - Hochspannung herrscht derzeit am griechischen Bankenmarkt. Grund dafür ist das Übernahmeangebot der größten Bank des Landes, National Bank of Greece (NBG), für ihren Rivalen Alpha Bank, das am Freitag offiziell gemacht wurde - und das nun zu platzen droht. Alpha ist das Angebot zu niedrig, NBG will nicht nachbessern, wie am Montag bekanntgegeben wurde.

Drei Milliarden Euro bietet NBG für die drittgrößte griechische Bank; konkret sind das acht NBG-Aktien für elf Alpha-Bank-Papiere, was (auf Basis der Kurse der Vorwoche) einem Aufschlag von rund 18,5 Prozent entspricht. Käme der Deal zustande, würde die NBG 71 Prozent des fusionierten Geldhauses kontrollieren.

Doch die Alpha Bank hat postwendend abgewiesen: Es sei nicht im Interesse der Alpha-Aktionäre. Aus Kreisen der Verhandler sickerte am Montag durch, dass die Verantwortlichen der Alpha Bank das Institut angesichts der derzeit niedrigen Kurse von der NBG für unterbewertet halten. Zudem bereite ihnen das hohe Engagement der NBG in griechische Staatsanleihen Sorgen.

Die Ablehnung des "immer freundlich gemeinten" Übernahmeangebotes durch den Alpha-Vorstand hat die NBG "überrascht, weil die Verhandlungen sehr konstruktiv gelaufen sind", kommentierte NBG-Chef Apostolos Tamvakikis die nunmehrige Pattstellung am Montag in einer Telefonkonferenz. Weitere Verhandlungen über das "großzügige Angebot" gebe es nicht, verlautete aus der Bank, auch an eine Aufbesserung sei nicht gedacht.

Eine Entwicklung, die auch die Regierung in Athen vor den Kopf stößt. Sie hat sich die Konsolidierung der Bankbranche auf die Fahnen geheftet hat, damit die Finanzinstitute die Schuldenkrise besser bewältigen können. Die griechischen Banken hängen angesichts schrumpfender Einlagen intensiv am Liquiditätstropf der Europäischen Zentralbank EZB.

Die Fusion NBG-Alpha wird daher von Athen unterstützt, das von der EU ein Hilfspaket von 110 Mrd. Euro bekommen hat. Entsprechend deutlich die Kommentare aus der Regierung, in denen es heißt, "Alpha hätte seine Chance wahrnehmen sollen". Auch die Anleger begrüßten das Übernahmeangebot: Die - am Freitag vom Handel ausgesetzten - Papiere beider Banken legten am Montag deutlich zu. (Reuters, red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.2.2011)