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Saadi al-Gaddafi (Mitte): In den 1990ern stand er den Einheiten vor, die die Islamisten bekämpften, 2006 übernahm er die Special Forces. Nun ist er in Bengasi gegen Demonstranten eingesetzt.

Foto: APA/EPA/Tsikas

Mindestens drei der Söhne sind in Libyens nationale Sicherheit eingebunden.

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Tripolis/Wien - Vor einem Jahr, da war die Welt der Gaddafis zwar gerade etwas in Unordnung - immerhin berichtete der US-Botschafter darüber nach Washington -, aber im Grunde genommen waren es Geschichten wie immer: Sohn Mutasim Billah (geboren 1975), der Nationale Sicherheitsberater, hatte auf der Antillen-Insel St. Bart's zu Silvester ein Saufgelage veranstaltet, über das die Libyer hinter vorgehaltener Hand murrten und auch die ägyptischen Medien berichteten (worauf es zu diplomatischen Unstimmigkeiten kam, wie der ägyptische Botschafter dem amerikanischen weitertratschte).

Und Sohn Hannibal (geb. 1977) hatte in einem Londoner Hotel seine Frau Aline verdroschen, weswegen die (hochschwangere) Gaddafi-Tochter Ayesha losgeschickt wurde, um Aline davon zu überzeugen, in einem "Unfall" verletzt worden zu sein. Und Hannibals Mutter versprach ihr am Telefon, sie werde bekommen, was sie will, wenn sie nur den Mund halte.

Der US-Botschafter meldete auch, dass diese familiären Geschichten dazu beitragen würden, dass Saif al-Islam (geb. 1972) - in Österreich als Jörg-Haider-Freund wohlbekannt - als möglicher Nachfolger von Muammar al-Gaddafi Punkte sammeln werde. Obwohl auch ihm wilde Geschichten nicht fremd sind (die sich auch in Wien abspielten), gilt er als der balancierteste und seriöseste der Gaddafi-Söhne, vor allem als möglicher Reformer. Die kritischste - im libyschen Rahmen natürlich - Zeitung Quryna gilt als seine Postille. Er versuche, so der US-Botschafter, sich aus der libyschen Innenpolitik herauszuhalten, um sich nicht dreckig zu machen. Seine Spielwiese hat er in der Gaddafi-Stiftung, die international agiert. Eine Zeitlang war ihm auch sein Vater wegen seiner Reformideen nicht grün, hieß es.

Es gibt Spekulationen, dass Saif al-Islam, bevor das libysche Schiff untergeht, gegen seinen Vater putschen könnte - aber das ist nicht so leicht, denn außer Mutasim sind auch die Söhne Saadi (geb.1973) und Khamis (geb. 1980), aber auch der schreckliche Hannibal in die nationale Sicherheit eingebunden. Saadi, der früher Profifußballer in Italien war und dem libyschen Fußballverband vorsteht, wurde jetzt als Kommandeur in Bengasi eingesetzt. Mutasim hat eine eigene Brigade (was eine Zeitlang auch seinen Vater etwas beunruhigte) und steht der Präsidentengarde vor.

Der älteste Gaddafi-Sohn ist übrigens Muhammed (geb. 1970), er ist im Kommunikationsgeschäft, auch nicht unwichtig in Zeiten des Aufstands. Fehlt noch Saif al-Arab (geb. 1979), über den man wenig weiß, außer dass er sich auch gerne einmal prügelt. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 21.2.2011)