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Die zerstörte Villa von Imed Trabelsi, dem Neffen von Ben Alis Frau Leila Trabelsi in Marsa bei Tunis.

Foto: AP/Dridi

Wenn die Tunesier von einem etwas verstehen, dann ist es vom Tourismus ... und Pardon ... natürlich von der Revolution. Der Reiseunternehmer Souheil Mouldi will jetzt beides zusammenbringen.

Die Geschäftsidee, die er vor wenigen Tagen erstmals auf der Webseite seiner Reiseagentur vorstellte, ist einfach. Der tunesisch-amerikanische Tour Operator bietet künftig einen "geführten Rundgang der Jasmin-Revolution" an. Die Revolutionsbegeisterten sollen in Tunis die wichtigsten Stationen der Proteste gegen Diktator Zine El Abidine Ben Ali kennenlernen.

Es geht auf der Flaniermeile der Hauptstadt, der Avenue Habib Bourguiba, zum verhassten Innenministerium. Das Gebäude, das für seine Folterkeller berühmt berüchtigt ist, wurde am 14. Januar 2011, wenige Stunde bevor Ben Ali nach Saudi Arabien floh, während eines Generalstreiks von Zehntausenden belagert.

Natürlich darf der Platz Mohammed Ali nicht fehlen. Hier liegt versteckt in einer Seitenstraße die Zentrale der Gewerkschaft UGTT, die sich ausgehend von den Regionen nach und nach den Jugendprotesten anschloss.

Die Touristen werden lernen, wo die Polizei Tränengas einsetzte, oder wo sie am 14. Januar mit scharfer Munition gegen die Demonstranten vorging. Und natürlich führt die Route durch die Altstadt, die Medina, hinauf auf den Platz der Kasbah. Dort liegt der Regierungssitz, der tagelang belagert wurde, um die Entlassung von Ministern aus der alten Garde in der Übergangsregierung zu erzwingen.

Im Bus geht es dann in die reichen Vororte wie La Marsa zu den Villen des Clans rund um Ben Ali und seine Frau Leila Trabelsi. Der unbeschreibliche Reichtum macht deutlich, warum sich die Tunesier vom Regime betrogen fühlten. Natürlich darf der Präsidentenpalast in Carthago nicht fehlen.

Wer etwas mehr Zeit und Geld mitbringt, kann an einem weiteren Tag ins Landesinnere im Süden Tunesiens reisen. Ein Besuch in Städten wie Sidi Bouzid, wo am 17. Dezember 2010 mit der Selbstverbrennung des jungen Arbeitslosen Mohammed Bouazizi alles begann sowie nach Kasserine und Thala, wo die Polizei Dutzende von Jugendlichen erschoss.

Zum Schluss gibt es dann eine CD mit Fotos und Videos. Sie stammen alle aus dem Facebook, der Informationsquelle Nummer 1 der rebellischen Jugend. Hier verbreiteten sich Nachrichten in Windeseile und hier wurde mobilisiert.

Voyeurismus? Moulid verneint in einem Gespräch mit der Zeitschrift Jeune Afrique. "Es geht darum das Gedenken an die Revolution hochzuhalten, so wie dies andere mit dem Holocaust in Auschwitz tun", erklärt der 48-Jährige.