Wien - Nachdem der "Praxistest" von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner mit Ende Jänner gekappt wurde, wollen die Sozialpartner an einem neuen Instrument arbeiten, um Qualität in der Lehrlingsausbildung zu fördern, heißt es aus dem Sozialministerium. Die Kürzung der Förderung für ausbildende Betriebe war nötig geworden, weil der Insolvenzentgeltfonds (IEF), aus dem die Lehrlingsförderung gespeist wird, mit finanziellen Problemen kämpft.

Einen genauen Fahrplan für die Verhandlungen über ein neues Förderinstrument gebe es allerdings noch nicht, hieß es im Ministerium. Es werde auch nicht mit zusätzlichen Mitteln für die Lehrlingsförderung gerechnet, sondern mit jenen kalkuliert, die vom IEF zur Verfügung gestellt werden.

Bei den Praxistests werden ausbildenden Betrieben für jeden Lehrling, der zur Mitte der Ausbildung einen Test besteht, 3.000 Euro bezahlt. Als Instrument für Qualitätsförderung in der Lehrlingsausbildung habe der Praxistest aber gar nicht getaugt, denn 98 Prozent aller Absolventen hätten ihn bestanden, hieß es am Freitag beim Ministerium.

Deswegen hätten sich die Sozialpartner bei Beschluss des Budgets des Arbeitsmarktservice (AMS) auch darauf geeinigt, keine Mittel für die Lehrlingsausbildung abzuzweigen. Die Wirtschaftskammer (WK), die dies ursprünglich gefordert hatte, zeigte sich am Freitag gegenüber der APA verständnisvoll: "Das AMS-Budget wird auch nicht größer, wenn man uns was abgibt", so Alfred Freundlinger vom Bereich Bildungspolitik in der WK.

Natürlich seien die Unternehmen enttäuscht, da sie sich auf die Zahlungen eingestellt hätten. Auf der anderen Seite sei man aber froh, dass die Arbeitgeberbeiträge zum IEF - derzeit 0,55 Prozent des Bruttoentgelts für jeden Beschäftigten - nicht angehoben werden müssen. 0,2 Prozentpunkte dieser Abgabe werden für die Lehrlingsförderung verwendet. Durchschnittlich sind das 155 Mio. Euro pro Jahr, sagte IEF-Chef Wolfgang Pfabigan der APA.

Der Praxistest, der 2008 eingeführt wurde und laut Wirtschaftsministerium im Jahr 2010 rund 50 Mio. Euro kostete, wäre dieses Jahr erst richtig zum Tragen gekommen, sagte Freundlinger. Weil der IEF (auch Pleitefonds genannt) im Vorjahr ein Defizit von 74 Mio. Euro erwirtschaftet hat, habe sich das Wirtschaftsministerium gezwungen gesehen, die Notbremse zu ziehen und die Tests auszusetzen, so der WK-Experte.

Dennoch würden dieses Jahr rund 28 Mio. Euro für die Tests ausbezahlt, weil jene, die für Februar und April angemeldet wurden, wie geplant durchgeführt werden. In der Wirtschaftskammer schätzt man, dass die Praxistests ohne deren Aussetzen den IEF dieses Jahr rund 80 Mio. Euro gekostet hätten. Letzterer wird die 0,2 Prozentpunkte des Arbeitgeberbeitrages - schätzungsweise 150 bis 155 Mio. Euro - auch dieses Jahr in die Lehrlingsausbildung investieren, bestätigte Pfabigan der APA. (APA)