Im Zuge einer Ski-WM bricht viel Exterritorialität über den gastgebenden Ort herein. Wie etwa das Haus der Schweizer, das Haus der Österreicher, der Berg der Tiroler. Sogar das Haus der Deutschen ist in Garmisch-Partenkirchen gewissermaßen exterritorial.

Im Zuge des Faschings bricht das Maschkeragehen über das Werdenfelser Land herein. Das ist ein uralter Brauch aus vorchristlicher Zeit. Die Ahnen der Heutigen setzten sich geschnitzte und bemalte Holzmasken auf, genannt Larven, und versuchten mit viel Lärm, den Winter und die bösen Geister zu vertreiben.

Wenigstens beim Winter hat das jahrhundertelang jedes Jahr hingehaut, weshalb es überhaupt keinen Grund gab, davon zu lassen. Am Freitag schon, weil es sich bei diesem wie beim Mittwoch und beim Samstag um einen sogenannten halbheiligen Tag handelt, da hat der Maschkera Pause.

Am Donnerstag aber zogen sie stampfend von Gasthaus zu Gasthaus mit ihren unheimlichen Gesichtern mit den starren Augen, die Körper in alte Gewänder gehüllt. Das Krätznweiblein, der Jacklschutzer oder das Pfeifermandl, und sie lärmten mit dem Ziachargl, dem Brummtopf oder der Tscheneun.

Der Maschkera ist berechtigt, über andere Gericht zu halten, diesen etwaige Verfehlungen vorzuwerfen, und es ist kaum möglich, ihn zu erkennen. Erstens pflegen sich viele Larven in Familienbesitz zu befinden, und es wird jedes Jahr eine andere aufgesetzt. Zweitens werden die Stimmen durch die Larven extrem verfälscht.

Am Sonntag werden sie wieder stampfen und lärmen. Am Montag werden sie wieder unter sich sein und die WM erfolgreich vertrieben haben. Die ist genauso chancenlos gegen die Maschkera wie der Winter. (DER STANDARD Printausgabe, 19./20. Februar 2011)