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In den meisten traditionellen Wiener Kaffeehäusern ist Schluss mit Bio und Öko.

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Es sind die kleinen Details des täglichen Lebens, in denen die Gefahr des Scheiterns lauert - oder zumindest in Form eines Kompromisses als kleiner Versucher daherkommt. Ein echtes Problem ist in diesem Zusammenhang der Kaffee.

Der erste Morgenkaffe daheim ist noch voll korrekt - Fairtrade und Bio sind die Bohnen, Bio auch Milch und Zucker. Als nächstes ist dann aber schon der traditionelle zweite Kaffee beim Ströck in Hietzing dran. Ein klassischer Kompromiss-Kandidat: Der Kaffee selbst ist Fairtrade und Bio - das Optimum für meinen Geschmack. Aber die Milch und der Zucker sind halt aus konventioneller Produktion. Okay, den Zucker kann ich ja weglassen, ist eh gesünder. Auf den Ströck-Besuch hingegen will ich keinesfalls verzichten - schließlich haben sie dort die freundlichste Bedienung in der Stadt. Zumindest der Lange hinter der Budel, der mich nur von weitem zu sehen braucht - und schon dreht er sich um und bereitet meine Melange zu. Herrlich!

Als nächstes steht allerdings ein Arbeitstermin im Café Westend auf dem Programm. Und hier ist, wie in den meisten traditionellen Wiener Kaffeehäusern, endgültig Schluss mit Öko. Ob sie auch einen Biokaffee im Angebot haben, frage ich den eh auch sehr freundlichen Kellner. "Leider, so was hamma nicht", bedauert dieser. Streng genommen ist das Soda-Zitron nach der Melange auch ein Ausrutscher. Es ist halt ein beruflicher Termin, was soll man da machen? Aber das nächste Mal schlage ich das Weltcafé in der Schwarzspanier-Straße als Treffpunkt vor. Oder ein Starbucks - die haben auch auf Bio-Fairtrade umgestellt.

Askese angesagt

Aber die sonstigen Termine und Pressekonferenzen? Was dort in die Tassen kommt, kommt nicht infrage - sofern es nicht einschlägige Termine zum Thema Fairtrade oder Bio sind. Da ist Askese angesagt, will man das Bio-Gelöbnis nicht brechen.

Im Büro ist die Kaffeefrage hingegen wieder kein Problem: Schon vor längerer Zeit hatte ich mir eine klassische italienische Espresso-Maschine zugelegt - aber eine mit integriertem Heizsystem, also im Prinzip ein Wasserkocher. In der mache ich meinen Bio-Fairtrade-Kaffee, dazu Bio-Milch und -Zucker. Davor hatte ich eine Heizplatte aufgestellt, mit der ich die gute alte Espressomaschine zum Blubbern gebracht hatte. Das war allerdings eher ein Energieproblem, da die Heizplatte weitaus größer als die Kaffeekanne darauf war. Und überdies wurde das im Haus aus Sicherheitsgründen nicht gerne gesehen: Was, wenn jemand einmal vergisst, die Herdplatte abzudrehen? (Roman David-Freihsl, derStandard.at, 18.2.2011)

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