Salzburg - ÖVP-Landeschef Wilfried Haslauer hat ein Personalproblem: Die von ihm im Alleingang eingesetzte Neolandesrätin Tina Widmann erweist sich als angreifbar. Eigentlich sollte die 50-Jährige als bunter Farbtupfer das verzopfte Image der Salzburger Volkspartei etwas aufhellen. Stattdessen aber bietet Widmann nicht nur der Opposition viele Angriffsflächen. Inzwischen formuliert auch der Koalitionspartner SPÖ lautstark Kritik an der Amtsführung der politischen Quereinsteigerin, die für die Ressorts Familie, Jugend und Integration zuständig ist und den Job vergangenen Herbst von Doraja Eberle übernommen hat.

Widmann verweigere das Gespräch, die Landesrätin sei nur bei "publikumswirksamen Terminen" anzutreffen, sie beziehe inhaltlich keine "eigenständigen Positionen", sagen die SPÖ-Landtagsabgeordneten Margit Pfatschbaer und Ingrid Riezler. Sie wollten mit Widmann beispielsweise über eine Änderung für das verpflichtende Kindergartenjahr sprechen. In Salzburg müsse dieser Kindergartenbesuch nämlich am Vormittag erfolgen, was für einige berufstätige Eltern eine echte Hürde darstelle. Widmann sei für ein Gespräch nicht zur Verfügungen gestanden, beklagen die beiden SP-Abgeordneten.

Ähnliches ist auch vonseiten der Grünen zu hören: Die Neolandesrätin schotte sich ab und sei nur "zum Händeschütteln" einmal kurz in der grünen Fraktion vorbeigekommen, erzählt Grün-Mandatarin Astrid Rössler im Standard-Gespräch.

Und statt sich wie ihre Vorgängerin Eberle als auch für den Nationalpark Hohe Tauern Ressortzuständige gegen neue Seilbahnprojekte im Nationalparkgebiet zu stellen, habe sie gar keine Position bezogen. Auf eine Landtagsanfrage Rösslers hatte Widmann im Dezember nur aus dem Nationalparkgesetz vorgelesen und jede Stellungnahme vermieden.

Dass Widmann einen holprigen Start hingelegt hat, kommt freilich auch manchen in der Volkspartei durchaus gelegen. Viele nehmen Parteichef Haslauer übel, die Parteigremien bei der Entscheidung für die bis dahin völlig unbekannte Widmann erst im Nachhinein informiert zu haben.

"Terminschwierigkeiten"

Von Widmann selbst ist auf Anfrage wenig Konkretes zu hören. Zur Frage einer Nachmittagslösung für das verpflichtende Kindergartenjahr heißt es aus dem Büro Widmanns lediglich, "die Frau Landesrätin werde sich das anschauen."

Und dass mit den SPÖ-Abgeordneten noch nicht gesprochen wurde, begründet eine Sprecherin Widmanns lapidar mit "Termin- und Koordinationsschwierigkeiten" , die der SPÖ-Klub zu verantworten habe. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe, 18.2.2011)