Felix Magath: von Null auf 126.000 in acht Tagen.

Foto: Screenshot

Auf seine alten Tage entdeckt einer die Liebe zu einem jungen Medium: "Da kann ja jeder mitreden, da ist immer was los, da wird viel diskutiert." Etwas holprig, aber dafür authentisch präsentiert Schalke-Trainer Felix Magath seine ersten Gehversuche auf Facebook: "Da melde ich mich jetzt doch mal an", kündigte er in einem kurzen Video auf seinem Profil an, "ich freue mich auf einen regen Austausch mit euch".

Gesagt, getan: seit der Botschaft sind acht Tage vergangen und die offizielle Fanseite zählt über 126.000 Fans (Stand: 17.2.2011 16:00 Uhr). Ein absolutes Novum für einen Trainer. Von der Resonanz zeigt sich Magath selbst überrascht, wie er im Interview mit horizont.net sagt: "Der Zuspruch ist überwältigend und selbst Branchenkenner sagen, dass eine solch rasant wachsende User-Gemeinde für einen einzelnen Account sehr selten vorkommt."

Diskrepanz korrigieren

Magath will seine Seite vor allem dazu nutzen, um in einen Dialog mit den Fans zu treten und die "Diskrepanz zwischen der veröffentlichten und der öffentlichen Meinung" zu korrigieren, so der 57-Jährige, der bei den eigenen Fans im Kreuzfeuer der Kritik steht. Der Club befindet sich in der Deutschen Bundesliga nach 22 Runden nur an der zehnten Stelle.

Wegen 126.000 Facebook-Fans im Rücken wird Magath mit Schalke nicht zu einem sportlichen Höhenflug ansetzen, dennoch wird der als autokratisch geltende Coach einiges an Boden gutmachen. Wenn schon nicht in der Tabelle, dann zumindest bei den eigenen Anhängern, denn die sind auf Schalke sakrosankt und bestimmen den Weg des Kultvereins. Und entscheiden somit auch Magaths Zukunft beim Verein.

"Große Disziplin" auf Facebook

"Ich will ja den Dialog mit den Fans. Ich stehe immer gerne bereit, um Dinge zu erklären", so Magath gegenüber horizont.net: "Meine Hoffnung ist, dass es sachliche Dialoge und Beiträge gibt, denn in Facebook scheint mir eine sehr große Disziplin zu herrschen, was die Kommentierungen angeht." Bis jetzt stößt sein Kuschelkurs auf Gegenliebe, die meisten Poster goutieren sein Engagement. "Sehr gute Idee, lieber Felix Magath" oder "endlich ein Trainer, der sich auch um die Fans kümmert", heißt es etwa in Kommentaren.

3.000 Kommentare bei einem Eintrag

Bleibt abzuwarten, wie lange Magaths interaktiver Enthusiasmus anhält. Der letzte Eintrag datiert vom Montag und hat das Spiel im Achtelfinale der Champions League gegen Valencia zum Thema. Fast 3.000 Mal kommentiert. Sollte der auf Disziplin sehr viel Wert legende Trainer hier die Zügel schleifen lassen, dann wird der Schuss schnell nach hinten losgehen. Und Magath wieder viel mehr Kritiker als "Fans" haben.

Steffen Hofmann "Facebook-Gott"

Ganz andere Dimensionen herrschen in der österreichischen Bundesliga. So hat beispielsweise die Facebook-Seite von Rapid-Trainer Peter Pacult, deren Information nur aus dem Wikipedia-Eintrag besteht, gerade einmal 537 Fans. Austria-Trainer Karl Daxbacher kann 371 Anhänger verbuchen, Salzburg-Trainer Huub Stevens kommt auf 651 und Sturm Graz-Coach Franco Foda auf 863. Als positives Beispiel in Sachen Dialogbereitschaft gilt Steffen Hofmann. Der Rapid-Kapitän kann auf stolze 40.190 Fans verweisen - und betreut seine Seite selbst.

2,25 Mio. Nutzer in Österreich

Aktuell gibt es in Österreich 2.250.000 Facebook-Accounts und 37.000 Twitternutzer. Laut einer Befragung der Wirtschaftskammer gaben 48 Prozent der Betriebe an, soziale Medien zu nutzen. 77 Prozent der aktiven Unternehmen setzen auf Facebook, 56 Prozent verwenden Xing und 24 Prozent präsentieren sich auf Twitter. (derStandard.at, 17.2.2011)