So könnte der Domplatz in St. Pölten 2015 aussehen. Der Entwurf von Jabornegg & Pálffy hat überzeugt: Keine Radikalveränderung, sondern dezentes Ordnungschaffen ist geplant

Foto: mss/Vorlaufer

St. Pölten / Wien - Auf St. Pöltens zweitgrößtem Platz wird aufgeräumt. So lässt sich kurz zusammenfassen, was die Landeshauptstadt bei der Neugestaltung des Domplatzes vorhat, der gleichermaßen als Kirch-, Park-, Event- und Marktplatz dient. Federführend beim Ordnungschaffen werden die Ideen des Architekturbüros Jabornegg & Pálffy sein, wie eine siebenköpfige Fachjury entschieden hat und die Stadt am Mittwoch verriet. Der Juryorsitzende, Architekt Friedrich Kurrent, sprach von einer einstimmigen Entscheidung für die Planer.

Ziel der Architekten, die auch das Wiener Museum Judenplatz gestaltet haben, ist es, in der 5680 Quadratmeter großen Fläche "ein klares eckiges Platzfeld aus Granit- oder Tonalitsteinplatten" zu schaffen, das sich absetzen soll von der amorphen Rundherumbebauung, wie Christian Jabornegg dem Standard erläuterte. Geschätzte Kosten laut Planerbüro: 2,4 Millionen Euro.

Um dieses Geld sollte dann auch alles, was in den vergangenen Jahren durch die verschiedenartige Nutzung des Areals aus dem Boden wuchs, in einer Linie aufgereiht werden: Strom- und Wasseranschlüsse, Abfallbehälter, Parkscheinautomaten, Fahrradständer und Informationsstelen bekommen an den Längsseiten ihre Plätze zugewiesen.

Weiterhin Parkplatz

Im Zentrum des Entwurfs, der laut Bürgermeister Matthias Stadler (SP) zunächst als "Planungsgrundlage" dient, findet sich ein mit Bänken umrahmter Brunnen. Baumreihen trennen das Areal um den Domeingang von der großen Markt- und Eventfläche und künftige Gastgärten von der Einfahrt. Der Platz wird zunächst weiterhin als Parkfläche genützt - 70 Stellplätze sind eingeplant.

Den Grundsatzbeschluss zur Neugestaltung des Domplatzes fällte der Gemeinderat 2008. Im Jahr darauf haben sich die St. Pöltner in einer Umfrage für die Umgestaltung des Areals im Herzen der Altstadt ausgesprochen - aber "gegen Radikallösungen", wie die Stadt damals bekanntgab. Und das bedeutet: keine autofreie Lösung, zumindest nicht solange entsprechende Parkalternativen in der Nähe fehlen.

Dem Wunsch der Bevölkerung entsprechend unauffällig ist auch der aktuelle Beleuchtungsvorschlag. Jabornegg & Pálffy sehen vor, die Lichtquellen in den Traufbereichen der umschließenden Bebauung anzubringen und auf Lampenmasten zu verzichten.

Mittelalterliche Funde 

Bis es so weit ist, wird aber noch viel Wasser die Traisen hinunterfließen. Denn im Moment haben auf dem Domplatz die Archäologen das Sagen - und so kann es noch für zwei bis drei Jahre bleiben. Im August 2010 wurde mit den Ausgrabungen begonnen. Gefunden wurden Reste eines mittelalterlichen Klosters, Gräber und Tonfiguren. Die Umrisse des mittelalterlichen Gebäudes sollen auch im Boden des neuen Domplatzes markiert werden, der in etwa 2015 fertig werden könnte. (Gudrun Springer, DER STANDARD Printausgabe, 17.2.2011)