Aus Michael Budnys 17- teiliger Serie "Mirror": Der vermeintliche Spiegel mit der Nummer 13 (2010) wirft kein Bild zurück, sondern lenkt den Blick auf Qualitäten des Materials.

Foto: Galerie nächst St. Stephan

Wien - Angefangen hat der polnische Künstler Michal Budny mit sehr konkreten Dingen, mit Mobiltelefonen oder CD-Playern, die er mit Karton, Papier und Klebstreifen nachgebaut hat. Später hat er in seinen minimalistischen Skulpturen neben Gebrauchsgegenständen auch Landschaften oder Empfindungen wie Kälte, metaphorisch umgesetzt.

Nun sind unter dem Titel Mirror in der Galerie nächst St. Stephan Bilder und Objekte versammelt, in denen Budny nur scheinbar mit dem Konkreten befasst ist: Holzrahmen hat er mit Papier, Plastikfolien, Wachs oder auch Klebeband überzogen, von 1 bis 17 durchnummeriert und so erwartungsgemäß keine Abbilder der Wirklichkeit produziert. In deutlicher Absage an aus Werbung und Lifestyle-Magazinen bekannte Hochglanzbilder kehrt der Künstler stattdessen die spezifischen Qualitäten des Materials hervor: Die fragilen, teilweise opaken, aber auch lichtdurchlässigen Flächen weisen feine Schlieren und Falten auf, aber auch Druckstellen oder Kleberückstände, die man sonst eher verstecken würde.

Auf der Suche nach einer Form für flüchtige Erinnerungen oder labile Empfindungen fordert Budny die Wahrnehmung nicht nur über Nuancen des Materials heraus. Man könnte, die auf breite Holzrahmen gespannte Mirror-Serie nicht nur als Bilder, sondern etwa auch als Objekte betrachten.

Mit stehenden und liegenden Stelen wird in der Ausstellung zudem die Raumwahrnehmung in Bewegung versetzt. Ebenfalls aus Karton und Klebebändern gemacht, erinnern die Stelen an die konstruktivistische Strenge, die in Polen etwa mit Katarzyna Kobro oder Edward Krasinski berühmte Vorbilder hat.

Dass sich der konzeptuelle Zugang in Budnys Arbeit auch mit einer sehr spielerischen Auflösung formaler Fragestellungen vereint, zeigt ein Video, das er gemeinsam mit dem Tänzer und Choreografen Gilles Guillain produziert hat: Ausgangspunkt war die Idee einer mobilen Skulptur, die die minimalistische Ästhetik von Michal Budny in einen Tanz übersetzt.

Das Ergebnis ist ein relativ kurzes Solo, in dem ein Mann seinen Körper - der Arbeit Budnys entsprechend - sehr präzise und einfach bewegt. Trotz des Bemühens um eine differente Ausdrucksweise ist seine Performance von der eines klassisch modernen Tänzers aber leider nicht sehr weit entfernt. (Christa Benzer / DER STANDARD, Printausgabe, 17.2.2011)