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Jens Weidmann wird neuer Bundesbank-Chef in Deutschland.

Foto: dapd/Berthold Stadler

Am Ende waren sie alle froh, schnell eine Lösung gefunden haben. Einmütig priesen Kanzlerin Angela Merkel, ihr Vize Guido Westerwelle (FDP) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Mittwoch den künftigen Chef der deutschen Bundesbank, Jens Weidmann.

Nur: Der so Belobigte und Gepriesene war gar nicht dabei. Er hielt sich ein paar Räume weiter im deutschen Kanzleramt auf und packte seine Koffer. Keine Stunde länger wollte er nach seiner Nominierung in Merkels Hauptquartier bleiben und so denen Anlass für Kritik geben, die es ohnehin nicht so toll finden, dass ein bisher weisungsgebundener Beamter auf den Chefsessel einer unabhängigen Notenbank wechselt.

Und überhaupt: Der große Auftritt, das war noch nie der Stil des 42-Jährigen. Er arbeitete lieber im Hintergrund, was ihm in Berlin fast nur gute Nachrede eingebracht hat. Peinliche Auftritte wie der seines Vorvorgängers Ernst Welteke im Berliner Hotel Adlon werden den Deutschen wohl erspart bleiben. Welteke hatte sich die Unterkunftskosten für seine Familie in der Nobelherberge zu Silvester von der Dresdner Bank sponsern lassen und musste daraufhin 2004 zurücktreten.

Weidmann wird 1968 in Solingen (Nordrhein-Westfalen) geboren, wächst in Baden-Württemberg auf und studiert im französischen Aix-en-Provence Volkswirtschaft. Während des Studiums arbeitet er für französische Banken und die Zentralbank von Ruanda.

Nach einem Job beim Internationalen Währungsfonds kommt Weidmann 2003 zum ersten Mal zur Bundesbank und wird Leiter der Abteilung für Geldpolitik und monetäre Analyse. Ausgerechnet der nun scheidende Bundesbank-Chef Axel Weber macht Merkel auf den jungen Mann aufmerksam. Die Kanzlerin holt ihn nach Berlin und vertraut ihm bald voll und ganz.

Als Sherpa bereitet er für sie nicht nur die Treffen der G-8 und G-20 vor, er konzipiert während der Finanzkrise auch den Deutschlandfonds für von der Krise bedrohte Unternehmen. In einer seiner seltenen öffentlichen Stellungnahmen hat er seine Arbeit für Merkel einmal so beschrieben: "Die wichtigsten Themen so aufbereiten, dass die Kanzlerin eine Entscheidungsgrundlage hat." Also im Stillen immer mehrere Optionen ausarbeiten.

Zumindest ein Superlativ ist dem bescheidenen Weidmann vor Amtsantritt schon gewiss: Er wird der jüngste Bundesbankpräsident, den es in Deutschland je gab. (Birgit Baumann, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.2.2011)