New York - Der zu 150 Jahren Haft verurteilte Milliardenbetrüger Bernard Madoff hat Banken und Hedgefonds vorgeworfen, bei seinem illegalen Schneeballsystem "bewusst weggesehen" und nichts unternommen zu haben. "Sie mussten es wissen", sagte der 72-Jährige am Dienstag der "New York Times" (NYT). "Die Einstellung war aber nach der Art: 'Wenn Du was Falsches machst, wollen wir es nicht wissen.'"

Madoff äußerte sich in einem zweistündigen Interview im Besuchsraum der Haftanstalt in Butner (US-Bundesstaat North Carolina) - laut Zeitung war es das erste seit seiner Inhaftierung im Dezember 2008. Madoff habe dabei deutlich dünner gewirkt. Er habe einen khakifarbenen Häftlingsanzug getragen.

In dem Interview unterstrich Madoff erneut, seine Familie habe nichts von seinen illegalen Machenschaften gewusst. Er habe sich nie vorstellen können, dass der Zusammenbruch seines Betrugssystems sich so zerstörerisch auf seine Familie auswirken könne. Madoffs Angehörige waren mit Klagen überzogen worden. Sein Sohn Mark nahm sich im Dezember 2010 das Leben.

Nach Schätzungen soll Madoff über Jahrzehnte hinweg bei mehreren tausend Investoren rund 20 Mrd. Dollar (14,8 Mrd. Euro) eingesammelt und in einer Art Schneeballsystem angelegt haben. Es war der größte Wirtschaftsbetrug der Geschichte, der auch in Österreich hohe Wellen geschlagen hat. Die Eigentümerin der ehemaligen Wiener Bank Medici, Sonja Kohn, soll bei Madoffs Machenschaften eine Schlüsselrolle gespielt haben, warf ihr der Madoff-Opferanwalt Irving Picard in einer im Dezember in den USA eingebrachten Milliardenklage vor. Kohn hat stets alle Vorwürfe dementieren lassen.

Madoff wurde 2009 zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt. (APA)