Wien - Das heimische Außenministerium lässt die Reisewarnung für Ägypten weiterhin aufrecht. Ein heute tagender Krisenstab habe ergeben, dass in dem Land nach wie vor Ausnahmezustand herrsche, sagte Ministeriumssprecher Peter Launsky-Tieffenthal zur APA. Die Ausgangssperren seien noch nicht aufgehoben worden, es gebe Versorgungsengpässe, das Militär habe die Verfassung ausgesetzt und bereits für nächste Woche seien weitere Demonstrationen angekündigt. Sprich, man könne noch nicht von einer Normalisierung der Lage sprechen. Die Reiseveranstalter sind verärgert und können die Entscheidung des Außenministeriums nicht nachvollziehen.

In Deutschland hat das Außenministerium die Sicherheitshinweise sowohl für Ägypten als auch für Tunesien gelockert, die deutsche Tourismusbranche bereitet sich deshalb bereits auf die Wiederaufnahme der Reisen vor. Angesichts der veränderten Sicherheitslage würden die Veranstalter "nach und nach" wieder Kunden in die nordafrikanischen Länder fliegen, sagte Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbands (DRV), am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.

Vor allem die großen Touristikkonzerne in Deutschland haben nun angekündigt, die Flugreisen nach Ägypten und Tunesien wieder aufzunehmen. Rewe Touristik teilte mit, dass am kommenden Dienstag die ersten deutschen Gäste nach den Unruhen mit zwei Chartermaschinen in die Badeorte auf dem tunesischen Festland und nach Djerba reisen würden. Der Touristikkonzern TUI hatte am Montag erklärt, Anfang März wieder Flugreisen von Deutschland in die Badeorte Ägyptens und Tunesiens anzubieten. Der Reiseveranstalter Thomas Cook will Tunesien Ende Februar wieder anfliegen. Die erste Maschine starte am 28. Februar nach Djerba, am 2. März beginne auch wieder der Flugbetrieb Richtung tunesisches Festland, hatte es in einer Erklärung des Konzerns am Montag geheißen.

Hierzulande haben die Veranstalter ihre Reisen bis Ende Februar abgesagt und warten auf die Aufhebung der Reisewarnung. Wann das passiert, weiß man selbst im Außenministerium nicht. "Wir schauen uns das mehrmals täglich an", sagte Launsky-Tieffenthal. Die Sicherheit müsse einfach im Mittelpunkt stehen.

Eine Argumentation, die die Reiseveranstalter nicht verstehen. "Warum sollte ein Österreicher in einem Club in Sharm el-Sheikh gefährdeter sein als ein Deutscher", fragt sich ein Veranstalter. Die Demonstrationen hätten sich nie gegen Touristen gerichtet, in den Tourismusregionen hätte es keine Probleme gegeben.

Die Proteste in Ägypten haben dem Tourismus einen ordentlichen Dämpfer versetzt. Laut Medienberichten soll das Land seit Jänner umgerechnet 1,5 Mrd. Euro verloren haben. Am Tourismus hängen mehr als 2 Millionen Jobs, der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt rund 12 Prozent.

Auch die Reiseveranstalter mussten herbe Einbußen hinnehmen. Europas größter Reiseveranstalter TUITravel berichtete zuletzt von Belastungen in zweistelliger Millionenhöhe aufgrund der Unruhen in Ägypten und Tunesien. Der größte heimische Tourismuskonzern, die Verkehrsbüro Group, fuhr bei Reisen nach Ägypten ein zweistelliges Minus ein. "Das wird heuer auch nicht mehr ins Plus drehen", sagte der Vertriebsleiter der Verkehrsbüro Gruppe, Walter Krahl. Das Minus könne aber durch Zuwächse in anderen Destinationen aufgefangen werden, meinte er. (APA)