Ein amtsbekanntes, linksradikales Anarchistenblatt ruft dieser Tage zu Chaos, Rechtsbruch und Ungehorsam auf. Das Anarchoblatt will die Wehrkraft zersetzen: Unsere männliche Jugend wird ganz ohne falsche Scham zu Widerstand und Fahnenflucht angestiftet.

Es ist schon skurril, dass sich ausgerechnet die Kronen Zeitung, Bewahrer des Braven und Biederen, als Kampfblatt aus dem anarchistischen Untergrund geriert und in bester Tatblatt-Tradition zu zivilem Ungehorsam aufruft. Stell dir vor, es gibt eine Wehrpflicht, und niemand geht hin, das sollte für die Jugend verlockend sein, rät der Kolumnist ganz ungeniert zum Gesetzesbruch. Als Nächstes wird wohl der Opernball, das Fest der reichen Geldsäcke, kampagnisiert: Stürmt das Buffet! Bringt Bagger mit!

Man könnte die Krone jetzt Krone sein lassen und es ihren Lesern überlassen, wie sie mit den subversiven Tendenzen umgeht, und ob sie die Tipps zur Sabotage des Heeres umsetzt. Aus zwei Gründen fällt das schwer: Die Krone ist die größte Zeitung des Landes, quasi das Leitmedium.

Zweitens: Die SPÖ pflegt ihr zu folgen. In nahezu hündischer Unterwürfigkeit richtet die SPÖ ihre Leitlinien nach den Schlagzeilen des Boulevards aus und gibt der Krone damit erst jene Bedeutung, die sie zu einem realen Faktor in der Politik macht. Werner Faymann gilt als ihr Schoßhündchen. Wenn es die Krone will, macht der Kanzler Männchen. Und dann wird der Wehrdienst verweigert. (Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe, 15.2.2011)