Zagreb - In Kroatien kündigt sich erneut eine Diskussion um eine Bankensteuer an, nachdem die Regierung im Sommer davon Abstand genommen hat. Laut der Zeitung "Vjesnik" soll Regierungschefin Jadranka Kosor (Kroatische Demokratische Gemeinschaft, HDZ) noch diese Woche mit Bankenmanagern zusammentreffen, um über eine Reduktion der Zinsen bzw. eine Bankensteuer zu sprechen. Sollten die Banken die Zinsen nicht herabsetzen, würde in der Regierung "ernsthaft über die Einführung einer Bankensteuer nach ungarischem Modell nachgedacht", berichtete die Zeitung.

Immer mehr Kroaten kämpfen mit der Rückzahlung ihrer Kredite, schreibt die Zeitung. Auch würden Investitionen von Unternehmern wegen hoher Zinsen erschwert. 2010 erzielten der Bankensektor laut vorläufige Zahlen einen Gewinn vor Steuern von 4,6 Mrd. Kuna (621 Mio. Euro), ein Plus von 8,8 Prozent im Jahresvergleich. Die kroatische Arbeitgebervereinigung (HUP) kritisierte, dass die Banken trotz des Gewinnes nichts für die Wirtschaft und Bürger getan hätten.

Berechnungen zufolge könnte durch die Bankensteuer 1,9 Mrd. Kuna in die Staatskasse gespült werden, so "Vjesnik". Als Anreiz, die Zinsen zu senken, will sich der Staat heuer nicht bei den inländischen Banken, sondern nur im Ausland verschulden.

Ein weiteres Gesprächsthema zwischen Kosor und den Bankern dürfte auch der Wohnungsmarkt sein: Die Geldinstitute sollen derzeit auf 10.000 unverkauften Wohnungen sitzen. Als Gründe dafür werden einerseits zu hohe Kreditzinsen, andererseits zu hohe Kaufpreise genannt, sodass der Immobilienmarkt in Kroatien stagniert. (APA)