Die Fadenwürmer Caenorhabditis elegans dienen den Ernährungswissenschaftlern der Uni Jena als Modellorganismen für Alterungsprozesse.

Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Die regelmäßige Aufnahme des Spurenelements Lithium kann die Lebenserwartung deutlich verlängern. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Ernährungswissenschaftern der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Wie das Team um Michael Ristow gemeinsam mit japanischen Kollegen in zwei unabhängigen Untersuchungen zeigen konnte, führt Lithium bereits in geringer Konzentration sowohl beim Menschen als auch bei einem Modellorganismus, dem Fadenwurm Caenorhabditis elegans, zu einem längeren Leben. Seine Ergebnisse stellt das Forscherteam in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins European Journal of Nutrition vor.

Lithium ist ein lebensnotwendiger Bestandteil der Nahrung und wird vorwiegend aus pflanzlicher Nahrung und über das Trinkwasser aufgenommen. "Über die physiologische Funktion von Lithium wissen wir noch sehr wenig", meint Studienleiter Ristow. Wie aus einer früheren Untersuchung hervorgehe habe sich Lithium in sehr hoher Konzentration bereits als lebensverlängernd bei Caenorhabditis elegans erwiesen. "Die damals untersuchte Dosierung liegt aber deutlich über dem physiologisch relevanten Bereich und ist für den Menschen giftig", so Ristow. Um zu klären, ob Lithium auch in sehr viel geringerer Konzentration eine lebensverlängernde Wirkung aufweise, haben die Forscher nun die Wirkung von Lithium in einem Konzentrationsbereich untersucht, wie er in gewöhnlichem Leitungswasser vorkommt.

Mehr Lithium - geringere Sterberate

In Kooperation mit japanischen Forschern haben die Jenaer Ernährungswissenschafter die Sterberate in 18 japanischen Gemeinden untersucht und diese in Beziehung zum jeweiligen Lithiumgehalt des Leitungswassers gesetzt. "Dabei hat sich gezeigt, dass die Sterberate in den Gemeinden deutlich geringer ausfällt, in denen mehr Lithium im Leitungswasser vorkommt", erläutert Ristow das zentrale Ergebnis. In einem zweiten Experiment haben die Jenaer Forscher genau diesen Konzentrationsbereich am Modellorganismus Caenorhabditis elegans untersucht. Das Ergebnis bestätigte sich: "Auch die durchschnittliche Lebenserwartung der Würmer ist höher, wenn sie mit Lithium in dieser Dosierung behandelt werden", so Ristow.

Auch wenn die zugrunde liegenden Mechanismen noch ungeklärt sind, so gehen die Wissenschafter davon aus, dass die beobachtete längere Lebenserwartung sowohl bei den Fadenwürmern als auch beim Menschen durch das Spurenelement Lithium verursacht sein kann. Darüber hinaus, so spekulieren die Wissenschafter, kann Lithium in derart niedriger Dosierung in Zukunft möglicherweise auch als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden. "Aus früheren Studien weiß man bereits, dass eine höhere Lithiumaufnahme über das Trinkwasser mit einer Verbesserung der psychischen Grundstimmung und mit einer verminderten Suizidhäufigkeit in Verbindung gebracht werden kann", erläutert Ristow. Zusammen mit den neuen Daten würde man in mehrerlei Hinsicht von einer Steigerung der Lithiumaufnahme profitieren. Um dies sicher befürworten zu können, sind jedoch weitere Studien notwendig, so die Wissenschafter. (red)