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Reue vor Gericht ... eine kanadische Forschungsgruppe hat untersucht, welche Verhaltensweisen Rückschlüsse darauf zulassen könnten, ob Reue echt oder nur vorgetäuscht ist.

Foto: AP/Giuseppe Gualtieri

Täuschung gehört zum Repertoire menschlichen Sozialverhaltens. Vor Gericht und bei Bewährungsprüfungen ist die Aufrichtigkeit gezeigter Reue oft ein wichtiger Faktor bei der Aburteilung und bei Bewährungsanhörungen. Eine kanadische Forschungsgruppe rund um Leanne ten Brinke hat sich in einer Studie mit der Frage von "echter" und "falscher" Reue beschäftigt. Das Ergebnis der Untersuchung ist im Journal "Law and Human Behavior" erschienen.

Emotionen

Das Team untersuchte Mimiken, Sprechweisen und Körpersprachen, die auf emotionale Täuschung hindeuten. Für ihre Studie erstellten sie Videoaufnahmen, in denen 31 kanadische Studenten von persönlichem Fehlverhalten berichten und dabei entweder echte oder gespielte Reue zeigen. Die Analyse von nahezu 300.000 Einzelbildern der Videos machte deutlich, dass Probanden, die Reue vortäuschten, stärker auf die sieben Grundemotionen - wie Freude, Traurigkeit, Furcht, Ekel, Wut, Überraschung und Verachtung - zurückgriffen, als diejenigen, die echte Reue empfanden. 

Die Autoren teilten die im Gesichtsausdruck deutlich werdenden Emotionen in drei Kategorien ein: positiv (Freude), negativ (Traurigkeit, Furcht, Wut, Verachtung, Ekel) und neutral (neutral, Überraschung). Die Probanden, die echte Reue empfanden, schalteten selten direkt von positiven auf negative Emotionen um, sondern durchliefen zunächst das Stadium neutraler Emotionen. Wurde die Reue hingegen nur vorgetäuscht, konstatierten die Forscher hingegen häufiger den direkten Übergang von positiven zu negativen Emotionen. Das neutrale Zwischenstadium wurde übersprungen. Auch das Sprechtempo war bei den Probanden mit vorgetäuschter Reue zögerlicher.

Ergebnisse

Zusammengefasst: War Reue lediglich vorgetäuscht, ließ sich eine sogenannte emotionale Turbulenz beobachten. Sie drückt sich dadurch aus, dass der "Reumütige" eine größere Bandbreite an ausgedrückten Emotionen verwendet und sehr schnell zwischen den verschiedenen Gefühlszuständen wechseln kann. Außerdem sprechen Menschen, die Reue vortäuschen, insgesamt zögerlicher.

"Unsere Studie untersucht zum ersten Mal, welche Verhaltensweisen möglicherweise Rückschlüsse darauf zulassen, ob Reue echt oder nur vorgetäuscht ist. Verlässliche Hinweise hierfür zu finden, kann für die Praxis von entscheidender Bedeutung sein, beispielsweise für forensische Psychologen, Bewährungsprüfer und Richter, die beurteilen müssen, wie echt die Reue eines Angeklagten ist", so die Forscher. (red)